Hamburg. Zu viel Dramaturgen-Ehrgeiz tut auch nicht gut. Ursprünglich wollten die Hamburger Symphoniker am Sonntag in der Laeiszhalle Alban Bergs Kammerkonzert für Klavier, Violine und 13 Bläser als Rahmen für zwei Einschlüsse von Gustav Mahler und Benjamin Britten benutzen, dergestalt, dass die ersten beiden Berg-Sätze den Anfang und der letzte das Finale des Abends bilden. Das wäre womöglich intellektuell reizvoll gewesen, erwies sich aber als wenig praktikabel.

So begann das Konzert mit dem Adagietto aus Mahlers 5. Sinfonie. Dafür rückte Bergs 1925 vollendetes großes Widmungswerk für die drei Hauptvertreter der Zweiten Wiener Schule - Arnold Schönberg, Anton Webern und er selbst - von den Rändern ins Zentrum, und das war gut so. Mit einem organisch fließenden Gespür für die Varianzen im Tempo führte Jeffrey Tate die vorzüglich harmonierenden Bläser seines Orchesters durch die Partitur.

Berg, der Bittersüße: Sein Kammerkonzert schwelgt in einem ästhetischen Dreiklang aus Wehmut, Schönheit und Abstraktion, und dieser warm dissonanten Klangwelt gaben die beiden großartigen Solisten, Ohad Ben-Ari (Klavier) und Guy Braunstein (Violine), die nötige Kontur.

Dass es die Bläser sind, die den größten Schatz der Symphoniker bilden, zeigte sich nach der Pause. In Brittens Variationen über ein Thema von Frank Bridge op. 10. waren nun die Streicher auf sich allein gestellt - und offenbarten, welche Distanz dieses Ensemble noch vom echten Spitzenorchester trennt. Der Zusammenklang war zu breit, die Intonation nicht trennscharf genug, und es blieb das Gefühl, hier herrsche statt des einen Geistes eine Vielzahl desselben.