Die ZDF-Groteske “Der Heiratsschwindler und seine Frau“ unterhält mit Armin Rohde, Gisela Schneeberger und Detlev Buck in Topform.

Die Krise verschont niemanden. Auch das zweifelhafte Berufsbild des Heiratsschwindlers leidet unter den Veränderungen, die Kontaktanzeigen und Soziale Netzwerke wie Facebook mit sich bringen. Entsprechend schlecht läuft es für Herbert Krugschenk (Armin Rohde) in Manfred Stelzers neuer Filmkomödie "Der Heiratsschwindler und seine Frau", die heute als Fernsehfilm der Woche im ZDF zu sehen ist. Bei aller kriminellen Energie der Figuren schafft es der Film, zuhauf Sympathien für sein liebenswert kleinbürgerliches Personal zu wecken.

Ohne seine patente Gattin Marta (Gisela Schneeberger) wäre der etwas stoffelige Herbert ohnehin längst verloren. Sie sorgt dafür, dass er "gediegen" aussieht und nicht verschwenderisch. Während sich Herbert noch auf einer Beerdigung mit seinem Trompetenspiel in das trauernde Herz einer Witwe trötet, spitzt sich parallel das Leben seines Sohnes zu.

Sigi Krugschenk (Detlev Buck) ist gerade frisch aus dem Knast entlassen. Auch ihn und seine durchtriebene Freundin Trixi (Nadeshda Brennicke) plagen Geldsorgen. Doch den gleich aufs Gleis geschobenen neuen Raubcoup bricht der spontan von Skrupeln geplagte Sigi ab. Lieber nistet er sich bei seinem Vater ein.

Der schnoddrige Buck gibt mal wieder aufs Schönste den schmallippigen, etwas verpeilt durchs Leben Strauchelnden. Dass der gerade mal sieben Jahre ältere Armin Rohde seinen Vater mimt, ist wohl ebenfalls ein vom Regisseur und Drehbuchautor gewollter Bruch. Stelzer spielt genussvoll diese beiden so grundverschiedenen Akteure gegeneinander aus. Mit Rohde ist es die inzwischen achte gemeinsame Arbeit (darunter die "Pommery-Reihe" und "Ein Schnitzel für drei"). Und selten sah man ihn so schweigsam und leise verzweifelt. Herrlich konterkariert wird er von den mit todernster Miene hervorgepressten Einzeilern Bucks als hemdsärmeliger Sigi.

Herbert sieht sich beim angeblichen Eintreiben von Spenden für traumatisierte Soldaten bald auch noch einer Konkurrenz von Renditeschwindlern gegenüber. Aber "im Alter sattelt man nicht mehr um", seufzt seine Frau, die seinen Broterwerb geduldig hinnimmt. Doch eines Tages hat sie genug, will ihren Mann nicht länger aus prekären Situationen mit liebeshungrigen Witwen heraustelefonieren, und zieht zu Tochter Cornelia (Anna Thalbach).

Mit dem verbleibenden Vater-Sohn-Duo nimmt die Komödie erst so richtig Fahrt auf. Denn Sigi macht von einem alten "Anteil" einiges locker, um dem Vater endlich wieder zu mehr Erfolg zu verhelfen. In der gemieteten Nobelkarosse geht es ins Grandhotel in die Schweizer Berge. Dort umgarnt Herbert eine wohlhabende Kinderärztin (Sunnyi Melles), die ihn mit kriminalistischem Gespür bald entlarvt.

Mehr Glück als der Vater hat der als Chauffeur getarnte Sigi mit Hotelerbin Nina Gomperz (Nicolette Krebitz). Neben den pointierten Dialogen würzen hochkarätige Darsteller die zugegeben etwas abstruse und wenig alltägliche Handlung. Die komische Verzweiflung, die Inbrunst, mit der sie um ein bisschen Lebensglück ringen, unterhalten aufs Beste.

Der Heiratsschwindler und seine Frau heute., 20.15, ZDF