Hamburg/New York. Am Ende waren es fast 120 Millionen Dollar, für die ein anonymer Bieter am Mittwochabend bei Sotheby's in New York in den Besitz eines der weltweit bekanntesten Gemälde kam. Der Rekord, den Insider schon im Vorfeld der Versteigerung von Edward Munchs Gemälde "Der Schrei" erwartet hatten, stellte sich also tatsächlich ein.

Es dauerte nur 13 Minuten, bis der deutsche Auktionator Tobias Meyer das 1895 von Edvard Munch gemalte Bild an den Mann gebracht hatte. Auf die Frage, wie er das Ergebnis beurteile, meinte der Vorbesitzer, der norwegische Geschäftsmann Petter Olsen: "Ich bin erfreut." Das kann er auch, denn das Bild, bei dem es sich um eine von vier Versionen handelt, die Munch von dem Motiv geschaffen hat, war auf 80 Millionen Dollar geschätzt worden. Nun bekommt Olsen 107 Millionen Dollar, den Rest - knapp 13 Millionen - kassiert Sotheby's als Provision.

Kurz vor der Versteigerung hatte der brasilianische Kunsthistoriker Rafael Cordoso Kritik an der Auktion geäußert. Sein Urgroßvater, der deutsch-jüdische Banker Hugo Simon, habe das Bild in einer Zwangssituation an Olsens Vater verkauft. Allerdings räumte Cordoso ein, dass der Verkauf juristisch nicht zu beanstanden sei, zumal das Geschäft nicht in Deutschland, sondern in der Schweiz zustande gekommen war. Darauf beruft sich auch Sotheby's. Kunsthistoriker verweisen außerdem darauf, dass "Der Schrei" vor dem Zweiten Weltkrieg bei Weitem nicht so populär war wie heute.