Dieser Frage stellt sich Uwe Ochsenknecht in der Komödie “Überleben an der Wickelfront“

Der Frage, was das überhaupt sein soll: ein moderner Mann, ist Uwe Ochsenknecht schon Mitte der 80er-Jahre in Doris Dörries Kassenwunder "Männer" an der Seite von Heiner Lauterbach nachgegangen. So gesehen passt es gut, wenn er heute Abend als zwischen Kind und Karriere zerriebener Vater in der Komödie "Überleben an der Wickelfront" zu sehen ist. Ochsenknecht erledigt seinen Job gewohnt einsatzfreudig, legt die Stirn in Dackelfalten, grimassiert und rollt die Äuglein mit der Theatralik eines Stummfilmstars. Gäbe es einen Preis für das schönste Häuflein Elend am Biertresen - er ginge konkurrenzlos an diesen Darsteller.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman des Hamburger "Spiegel"-Journalisten Dieter Bednarz, der mit 49 Jahren Vater von Zwillingen wurde - und passt geradezu vorbildlich in diese Frühlingswochen, in denen hitzig über Herdprämie, Emanzipationsbücher und Frauenquote diskutiert wird. Dieter jedenfalls ist keiner, der seine Frau Esther (Valerie Niehaus) mit Windel- und Kühlschrankinhalt allein lässt, im Gegenteil: Während sie in die Kanzlei geht, füttert er Gläschen, tätschelt nachts Kinderköpfe, besucht die Babyturngruppe. Kompliziert wird es einzig da, wo Dieter nicht mehr ausgelastet ist mit seinem Superdaddydasein, sondern sich in der arbeitenden Welt zurückmeldet. Da kollidiert der Abgabetermin mit einer Murmel in der Nase, die Absage des Babysitters mit dem Interview mit dem Außenminister, "Krisenherd Fernost" auf dem Nachttisch mit den besten Durchschlaftipps für jedes Alter.

"Überleben an der Wickelfront" ist - abgesehen von den vertauschten Geschlechterrollen - zwar kein überraschender Film, aber dennoch ein sehenswerter. Die theoretische Forderung nach Gleichberechtigung und ihre unzureichende Umsetzung im Alltag mag ein Klischee sein, weniger wahr ist es deshalb nicht. Dass Regisseur Titus Selge Dieters Spagat mit der nötigen Portion Humor erzählt, mitunter mit ein wenig Sarkasmus, macht den Charme der Komödie aus. Denn das Kinder das Allergrößte sind, darüber sind sich auch hier alle einig: der Chef, die Kollegen, die Nachbarn, die selbst drei von der Sorte haben, und natürlich auch Dieter und Esther. Aber was folgt, wenn die Glückshormone der ersten Wochen langsam abflauen, die Augenringe längst das auffälligste Accessoire sind, findet hinter verschlossenen Türen statt. Ochsenknechts Dieter ist kein Schweiger, er flucht und schimpft und haut auf den Tisch. Dann macht er weiter. Ein richtiger Mann eben.

"Überleben an der Wickelfront" 20.15 Uhr, ZDF