Jedes Konzert mit ihm feiern Klavierenthusiasten als Hochamt. Kein zweiter Pianist, heißt es, spiele so vollendet, so konzentriert, so tiefgründig wie Grigory Sokolov. Um Aufnahmestudios machte der 62-Jährige zeitlebens einen großen Bogen. Was es von ihm auf Platte gibt, entstand als Mitschnitt bei Konzerten. Den Medienzirkus meidet Sokolov ebenso. Interviews: ganz selten, Fotosessions: komplett Fehlanzeige. An der Konzertkasse führt diese ungewöhnliche Askese zum selben Resultat wie Titelstorys in Hochglanzmagazinen und fleißige Talkshow-Auftritte: Die Säle sind voll. Und zwar voller andächtig Lauschender.

Im März sagte Sokolov sein Hamburger Recital kurzfristig wegen Krankheit ab. Am 8. Mai holt er das Konzert nach und spielt, wie damals angekündigt, die "Suite en ré" des französischen Barockmeisters Jean-Philippe Rameau, Mozarts Sonate Nr. 8 a-Moll KV 310 sowie die Händel-Variationen von Johannes Brahms und dessen drei Intermezzi op. 117. Musikmachen, sagte er einmal, das sei für ihn kein Beruf, sondern wie Atmen, eine essenzielle Ausdrucksform seines Lebens.

Grigory Sokolov Di 8.5., 19.30 Laeiszhalle (U Gänsemarkt) Johannes-Brahms-Platz, Tickets zu 23,60 bis 88,50 (zzgl. Geb.) unter T. 35 76 66 66