Die Tragikomödie “Die Liebenden“ erzählt aus dem Leben zweier libertärer Frauen

Es ist ein Kreuz mit der Liebe, so viel ist sicher. Am schönsten können davon noch immer die Franzosen ein Lied singen. Aber singen müssen sie. Zumindest bei Christophe Honoré. Auch im neuen Werk des Regisseurs von "Chanson der Liebe" mit dem Titel "Die Liebenden - Von der Last glücklich zu sein". Der Film beginnt als etwas frivole Wohlfühlkomödie voller Heiterkeit. Da ist Madeleine (Ludivine Sagnier), jung, Schuhverkäuferin, das Leben und die Liebe gehören ihr. Geldprobleme löst sie mehr oder weniger zufällig und nicht ohne Plaisier als Freizeithure.

Schnell wird das Leben kompliziert. Mit dem Arzt Jaromil (Radivoje Bukvic) und Tochter Vera versucht sie in Prag die Kleinfamilie, doch bald ziehen sich Seidenfäden der Schwermut durch ihr Leben. Die Beziehung scheitert und Madeleine heiratet einen braven Gendarmen. Über viele Jahre wird sie ihn regelmäßig mit ihrem Ex-Mann betrügen. Aber erst im Alter wird sich Madeleine (nun gespielt von Catherine Deneuve) ihrer verhängnisvollen Triangel-Liebe endgültig stellen.

Der Film ist in vielerlei Hinsicht ein Wagnis. Er oszilliert zwischen Musical und Tragikomödie. Deckt vier Jahrzehnte von 1963 bis 2008 ab. Mutet seinen Zuschauern nicht nur zwölf Songs zu, sondern auch 135 Minuten Dauer. Vor allem aber will er das künstlerisch Unmögliche. Zwischen Paris, Prag, London und Montreal verhandelt er libertäre Lebensauffassung neben den Problematiken von Terrorismus und HIV. Die Liebe bleibt ein unerreichbares Sehnen. Dieses Konzept geht nur bedingt auf.

Honorés Handlungsstrang verlässt Madeleine und wendet sich ihrer Tochter zu. Die erwachsene Vera (Deneuves Tochter Chiara Mastroianni) schafft es, ein ähnlich desaströses Liebesdreieck zu leben wie ihre Mutter. Neben einer turbulenten On-off-Beziehung zu Ex-Freund Clément (Louis Garrel) liebt sie den homosexuellen Schlagzeuger Henderson (Paul Schneider). Mehr und mehr verrennt sie sich in die ausweglose Beziehung, die die Darsteller durchaus glaubhaft transportieren. Der Film bemüht sich, das Ringen der Figuren um Leichtigkeit und dauerhaftes Liebesglück darzustellen, und gleichzeitig schwebt die permanente Bedrohung durch Krankheit, Tod und Terror über allem. Das tragische Ende fällt in Montreal ausgerechnet mit den Ereignissen des 11. Septembers zusammen.

Den allein Zurückgebliebenen bleibt in einem wenig visionären Schluss nur noch die Erinnerung. Der Zuschauer hat immerhin das Vergnügen, festzustellen, dass Chiara Mastroianni erstaunlich gut singen kann und Routinier Catherine Deneuve ihre angeborene Eleganz nicht ablegt, wenn sie sich nur mit einer Bettdecke verhüllt.

+++-- "Die Liebenden - Von der Last glücklich zu sein" F/GB/CH 2011, 135 Min., ab 12 J., R: Christophe Honoré, D: Catherine Deneuve, Ludivine Sagnier, Milos Forman, Chiara Mastroianni, Louis Garrel, Paul Schneider, täglich im Blankeneser, Passage; www.dieliebenden.senator.de