“Herrschaftszeiten, backt's Küchl“: Bayerns Männer zürnen, weil nun auch Frauen Maibäume aufstellen

Es ist umstritten, welche Nachricht im Zusammenhang mit dem beliebten Brauchtum des Maibaums die schlimmere ist. Im niedersächsischen Eime sägten dreiste Kulturverächter heimlich einen bereits festlich geschmückten Maibaum in der Mitte durch - die Maifeier war sozusagen im Eimer. Im Regensburger Stadtteil Prüfening aber wurde sogar ein Tabu gebrochen. Hier, im wilden Osten Bayerns, wagten es erstmals auch Frauen, beim Aufstellen des Maibaums Hand anzulegen.

Für viele Bayern ein Kulturschock. "Herrschaftszeiten, Madln, geht's Kränze winden, backt's Küchl und führt's euer schönstes Dirndl vor", zürnten die krachledernen Mannsbilder nach jahrhundertelangem ungestörten Brauchtum (auch wenn die Tradition in Prüfening gerade erst drei Jahre alt ist). Der Fischerverein sagte empört seine Teilnahme ab. Mit dem Schlachtruf "Eins, zwei, drei, hau ruck" sollten 13 Frauen und 13 Männer gemeinsam den 17 Meter hohen Baum in die Höhe wuchten. Ein historischer Einschnitt, den sich ausgerechnet die CSU-Ortsvorsitzende Ellen Bogner ausgedacht hatte. Alice Schwarzer hatte es ja angedroht: "Frauen begnügen sich nicht mehr mit der Hälfte des Himmels, sie wollen die Hälfte der Welt."

Reicht es nicht, dass in Berlin eine Kanzlerin sitzt, die deutschen Fußballfrauen seit 1995 immer die Europameisterschaft gewinnen und Frauen den Dienst an der Waffe verrichten? Wo darf ein Mann noch ein Mann sein, wenn nicht mit dem Maibock unter seinem Maibaum? Fairerweise muss man(n) sagen: In anderen Regionen der Republik dürfen Frauen schon längst den Maibaum aufrichten. In Bayern aber, sagt der Vorsitzende des Gauverbandes Oberpfalz der Heimat- und Trachtenvereine, "ist der Maibaum Männersache". Die Madln könnten ja "drumherum ein schönes Bild abgeben", wenn die Burschen schuften.

Und wenn schon. Die Frauen haben am Vorabend des Wonnemonats Mai schließlich schon etwas Eigenes: In der Walpurgisnacht reiten sie als Hexen gen Brocken. Auf dem Besen, versteht sich.