Hamburg. Ein Rollrahmen mit Vorhang erwartet das Publikum auf der Probebühne der Kampnagelfabrik. Er verstellt den Zugang zur Sitztribüne. "Begehen Sie nicht den Fehler der Ostdeutschen, zu schnell zur anderen Seite überzulaufen", warnt eine Stimme. Roter Stoff teilt den Raum auf, bildet eine Grenze, symbolisiert offenbar die Mauer und natürlich das Theater. Die Begegnung zweier Systeme - Ost und West, Frau und Mann, Theater und Tanz, Akteur und Zuschauer - thematisieren die Regisseurin Franziska Henschel und der Choreograf Philipp van der Heijden in ihrer Performance "Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll - sich vereinigen".

Überfordert von den Wahlmöglichkeiten des Westens lässt der ostdeutsche Schauspieler Stefan Kolosko die Bühne lieber leer. Das wirft den Zuschauer auf sich selbst zurück, er darf sich nun zugehörig oder fremd fühlen, doch er selbst muss das entscheiden. Je nach Lust und Laune. Im letzten Teil erweist sich die Tänzerin Antje Pfundtner als Komödiantin, stiehlt Kolosko die Show, wenn sie sich ironisch und wortspielerisch über das Verhältnis von Theater und Tanz auslässt.

Das lockere, nicht ganz ernst zu nehmende Gedankenspiel über Vereinigungsversuche unter politisch-sozialen, sexuellen und künstlerischen Aspekten unternimmt assoziativ Ansätze, das Leben in der Kunst und die Kunst im Leben zu spiegeln. Der kurze amüsante Prolog für Theaterfreaks zum Start des Live Art Festivals am 1. Juni auf Kampnagel zeigt, was in diesen Tagen zu erwarten ist: Vereinigung findet nicht statt - und bleibt eben eine schöne (Theater-)Illusion.

Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll - sich vereinigen 1. und 2.6., 20.00, Probebühne P1, Kampnagel, Karten unter T. 27 09 49 49