Die Pläne für eine deutsche Ausgabe des einst von Andy Warhol gegründeten Gesellschaftsmagazins "Interview" werden immer konkreter. Wie bereits im Januar berichtet, hat der ehemalige Condé-Nast -Geschäftsführer Bernd Runge die deutsche und die russische Lizenz des Titels erworben. Damals hatte Runge das noch dementiert. Das tut er nun nicht, sondern bittet viel mehr um ein paar Wochen Geduld. Dem Vernehmen nach sollen hinter Runge russische Investoren stehen. Im Gespräch ist die russische Mercury Group, die Hauptgesellschafter des Auktionshauses Phillips de Pury ist, für das Runge derzeit als CEO wirkt. Heiß gehandelt wurde zuletzt aber vor allem der russische Unternehmer Vladislav Doronin, der Lebensgefährte von Naomi Campbell. Aliona Doletskaya, bis Mitte 2010 Chefredakteurin der russischen "Vogue" , firmiert bereits ganz offiziell als "Creative Director Interview Europe". Das lässt darauf schließen, dass die russische "Interview" vor der deutschen erscheinen könnte. Auch Spekulationen über eine deutsche Chefredakteurin gibt es: So soll Runge die Chefredakteurin des Wohndesign-Magazins AD, Margit J. Mayer, kontaktiert haben, die das Blatt zum 1. Juli verlässt.

Überraschend wurde am Donnerstag bekannt, dass Sven Scheffler nun doch nicht der Digital-Chef der G+J Wirtschaftsmedien wird. Der Hintergrund: Scheffler wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Chefredakteur von Handelsblatt Online aus anderen Zeitungen abgeschrieben zu haben. So zumindest wurde intern gegenüber Redakteuren der G+J Wirtschaftsmedien der Verzicht auf die Dienste Schefflers begründet. Offenbar hatte die Chefredaktion erst im Laufe der Woche von den Vorwürfen gegen den ehemaligen "Handelsblatt"-Mann erfahren. Wie es in Verlagskreisen heißt, spielte die Abschreib-Affäre auch eine Rolle bei Schefflers Abschied von Handelsblatt Online im Februar. Der Journalist räumt auf Anfrage ein, Passagen aus Kommentaren Dritter für eigene Texte verwendet zu haben. Dies sei in einer großen Stresssituation geschehen. "Ich habe Bockmist gebaut", sagt Scheffler. Er will nun eine andere berufliche Herausforderung suchen.

Grundsätzliches klärt derzeit "WAZ"-Chefredakteur Ulrich Reitz mit seiner Redaktion. Es geht um nichts Geringeres als um "die Positionierung unserer Zeitung". Zu diesem Thema hat Reitz ein Thesenpapier mit 19 Punkten verfasst. Die WAZ sei in erster Linie "demokratisch" und "entschieden sozial". Und: "Wir sind die Heimat der neugierigen ,Ruhris'." Dabei soll die Zeitung auch "ehrlich und bodenständig" sein. Das heißt auch: "Wir sind nicht politisch korrekt." Von seinen Redakteuren erwartet er einiges: Nicht nur, dass sie "klare Kante" kommentieren und "exklusiv" berichten sollen: "Unsere Redakteure organisieren Stadtfeste, Lesungen usw. auf lokaler Ebene", heißt es in dem Papier.

Umbruch in der Chefredaktion des Medien-Branchendienstes "Kress Report": Chefredakteur Eckhard Müller wird das Blatt zum 1. September verlassen. Wohin es ihn zieht, ist ebenso ungewiss, wie die Antwort auf die Frage, wer sein Nachfolger wird.

Bei Burda freut man sich, dass der "Stern" nicht mehr behaupten darf, die "Bunte" habe von den umstrittenen Praktiken der Agentur CMK gewusst, die Politiker ausspähte. Dies hat das Landgericht Hamburg entschieden. Beim "Stern" verweist man darauf, dass die "Spitzelaktionen der CMK ... in einer Beweisaufnahme bestätigt" wurden - und wundert sich, dass die "Bunte" weiterhin die Agentur beauftragt.