Beim zweiten Elbjazz-Festival spielen Hochkaräter und aufstrebende Künstler an ungewöhnlichen Orten der Stadt

Hafencity/Blohm + Voss. Vielleicht ist das Elbjazz-Festival von den großen europäischen Jazzgipfeln wie Montreux oder Den Haag noch ein Stückchen entfernt. Dafür kann es allerdings wenig: Die Städte in der Schweiz und in Holland haben Millionenetats zur Verfügung, um ihr Programm mit großen Namen zu spicken; Hamburg muss da (noch) kleinere Brötchen backen. Was aber wiederum ein Vorteil sein kann - das Gros der Eingeladenen zählt zur Garde der qualitativ exzellenten Künstler, die auf dem Sprung zu einer großen Karriere sind. Spannend. Und: mit dem Charlie Haden's Quartet West, Kurt Elling und Nils Landgren sind trotzdem einige internationale Hochkaräter zu Gast.

Das Booking-Team um Götz Bühler und Klaus von Seckendorff hat gute Arbeit geleistet und vor allem im Segment der Vokalisten eine ganze Reihe von erstklassigen Sängerinnen und Sängern nach Hamburg geholt. Da ist zum Beispiel Clara Ponty. Ihr Name besitzt in Jazzkreisen einen großen Klang, denn ihr Vater Jean-Luc gehört zu den herausragenden Jazzgeigern der vergangenen 40 Jahre. Clara kann nicht nur singen, sie spielt auch virtuos Klavier. Bei ihrem jüngsten Album "Echoes" hat der deutsche Schlagzeuger Wolfgang Haffner sie als Produzent und Trommler unterstützt. Oder Céline Rudolph. Die Deutsch-Französin lebt in Berlin, hat dort eine Professur für Jazzgesang inne, eine Echo-Trophäe in ihrer Vitrine stehen und interessiert sich leidenschaftlich für brasilianische Klänge. Ihr Jazz-Pop klingt federleicht, sie selbst versprüht auf der Bühne umwerfenden Charme, der sich mit ihrem gesanglichen Können zu einer hinreißenden Bühnenperformance verbindet.

Ähnliches lässt sich auch über Jeannette Lindström sagen. Die schwedische Newcomerin wurde von e.s.t.-Schlagzeuger Magnus Öström unter die Fittiche genommen. "Attitude & Orbit Control" heißt der Titel ihres Albums. Weniger melodiös wird es beim Auftritt von Sidsel Endresen zugehen. Die Norwegerin mit der Jazzrock-Vergangenheit hat ihre Lust am Experiment entdeckt. Zusammen mit Stian Westerhus wird sie überwiegend frei improvisieren.

Besonders stolz sind die Programm-Verantwortlichen, dass sie den schwarzen Sänger Gregory Porter nach Hamburg holen konnten. Wynton Marsalis lobt ihn über den grünen Klee, denn Porter gehört zu den herausragenden jungen Jazz-Sängern in den USA. Sein Album "Water" erhielt gerade eine Grammy-Nominierung. Der Bariton ist von Blues und Gospel geprägt und tritt beim Elbjazz zusammen mit dem Quintett des Posaunisten Paul Zauner auf. Es ist Porters Deutschland-Debüt.

Bei diesem zweiten Elbjazz-Festival gibt es nicht nur viele junge Künstler zu entdecken, sondern auch neue Spielorte. Auf dem Gelände von Blohm + Voss sind wie im Vorjahr nicht nur zwei Open-Air-Bühnen aufgebaut, auch eine Maschinenhalle wurde zum Konzertsaal umgestaltet. Hier werden unter anderem Charlie Haden, aber auch die NDR Bigband mit ihrem Multimedia-Projekt "hamburg Harbour Sound &Vision 1925-2011" unter der Leitung von Colin Towns spielen.

Und hier wird am morgigen Sonnabend auch die große Abschlussparty über die Bühne gehen. Die DJs des Mojo Clubs und Nicola Conte werden bis in den Morgen hinter den Turntables stehen, als Livegäste werden Mo'Horizons, Earl Zinger und das Ensemble Du Verre dabei sein. Party und Sonnenaufgang auf einer Werft? Da hat Hamburg jetzt schon die Festival-Nase vorn.

Elbjazz Fr/Sa 28./29.5., zehn Bühnen in der HafenCity und bei Blohm + Voss, Fr ab 18.00, Sa ab 12.00, Festivalticket 59,90, Tagesticket 39,90, Mojo-Abschluss-Party 11,-; www.elbjazz.de