Anika gibt ein tolles, entrücktes Konzertdebüt auf Kampnagel

Hamburg. Manche Sängerinnen wirken schon allein dadurch, dass sie im richtigen Licht stehen. Bei Anikas Auftritt auf Kampnagel ist es rot und leuchtet dramatisch auf das blonde Haar der Deutsch-Britin, die sich ernst, viel zu ernst für ihre 24 Jahre hinter das Mikrofon klemmt. Die einzigen Farbtupfer des Abends. Es herrscht majestätische Schwärze und Monotonie. Bei den mit tödlichem Ernst vor sich hinmuckenden vier Begleitern - und in der Musik.

Rumpelnd arbeiten sich die radikal entschleunigten Bässe voran. Durchkreuzt von Dub-Reggae- und Krautrock-Rhythmen, die nur ansatzweise karibisches Flair verbreiten. Hin und wieder begehrt eine Gitarre vorwitzig auf. Erstaunlich, wie diese Sängerin, von Portishead-Vordenker Geoff Barrow entdeckt und für sein Nebenprojekt Beak eingespannt, sich die Coverversionen ihres Debüts von Yoko Ono bis zu den Carpenters zu eigen macht.

Aus ihrem in Zeitlupe bewegten Mund entlässt sie dunkel grollenden Gesang. Kaum streifen ihre glasigen Augen dabei die Zuhörerschaft. Die offensichtliche Entrücktheit teilt Anika mit der ebenso unnahbaren Underground-Diva Nico. Kein Wort erübrigt sie für die Anwesenden. Keine Stunde ist vergangen, da entschwebt sie wieder. Die zurückbleiben sind fassungslos ob der Magie, die die Musik hinterlässt. Ein zauberhaftes Konzert.