Gestern war wieder so ein Tag, an dem Horst Werner, 74, den Hamburgern sein Lebenswerk offenbarte. In seiner "Fabrik der Künste" in Hamm tummelten sich bei der Eröffnung der Cartoon-Ausstellung "Schwarz.Trocken.Norddeutsch" die jungen Kreativen. Und versehen nun für zehn Tage einmal mehr einen Ort in Hamburg mit bunter Farbe, der vor nicht allzu langer Zeit als graue Industrie-Zone vor sich hin dümpelte. Bis Horst Werner kam.

Man kann schon sagen, dass der freundliche ältere Herr die Stadt zu ihrem Glück gezwungen hat. Zwei Jahre hat der frühere Inhaber einer Werbeagentur gegen die Behörden prozessiert, um das als Industriegebiet ausgewiesene Viertel für die Kunst zu öffnen. 2007 feierte er die Eröffnung, mittlerweile halten die städtischen Vertreter die Eröffnungsreden, wenn Horst Werner Tänzer aus Ägypten oder Illustratoren der Hochschule für Angewandte Wissenschaften präsentiert.

"Meine Frau sagt immer, dass ich jetzt mehr arbeite als zu meiner Zeit als Unternehmer", sagt Horst Werner. Nach dem Verkauf seiner Agentur hat er sich der Kunst zugewandt. Seine beiden erwachsenen Kinder unterstützen ihn bei seinem Traum, "aus Hamburg-Hamm Hamburg-Brooklyn" zu machen. Entspannung findet der Literaturwissenschaftler beim Lesen. Bücher sind seine Leidenschaft. Sein Wortschatz ist gewaltig. Nur das Wort "Ruhestand" findet sich nicht darin.