Die dritte Ausgabe des Live Art Festivals zeigt internationale Performancekunst. Zu sehen ist sie vom 1. bis 11. Juni im Kampnagel.

Im Vergleich zu den Klassikern des Theaters ist die Kunst der Live Art in der unmittelbaren Lebenswirklichkeit verwurzelt. Vom 1. bis 11. Juni steht Kampnagel im Zeichen des dritten Live Art Festivals. Im Verbund mit sieben europäischen Partnern entstand ein Programm, das sich unter dem Motto "Wie wir uns aufführen" der Frage der "Herstellung des Realen" nähert. Wie bestimmt die wirtschaftliche Realität das Sein und wie behauptet sich das Individuum in dieser Realität. Die Ansätze sind so vielfältig wie die Künstler aus Performance, Tanz und Film.

Das Nature Theater of Oklahoma aus New York präsentiert in "Life And Times - Episode 2" (1.6. bis 4.6., jew. 20.00) die Fortsetzung des Echtzeit-Telefonates, in dem eine Amerikanerin ihr Leben in der Provinz reflektiert. Eine Performance über Macht und Unterdrückung legt die freie Radiogruppe Ligna in "Ödipus der Tyrann. Eine Befreiungsfantasie" (1.6./2.6., 19.00; 3.6./4.6., 20.30, 10.6./11.6. 19.00) auf.

Zu einer performativen Sightseeingtour lädt die Wiener Truppe God's Entertainment in "Hamburg International" (1.6., 3.6., 4.6. jew. 19.00, 2.6., 18.00, 5.6. 14.30/19.00), in der sie Sehenswürdigkeiten eingemeindet. Das Duo Text und Tanz forscht in "Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll - sich vereinigen" (27.5. bis 29.5., jew. 21.00, 1.6./2.6., 20.00) nach einem Moment der Utopie. Seine Rolle in der westlichen Festival-Szene reflektiert der serbische Choreograf Sasa Asentic in "My private Bio-Politics" (3.6./4.6., 19.30). "60 Minutes Of Opportunism" (3.6./4.6., 21.30) gönnt sich Ivana Müller in einer One-Woman-Show.

Mit dem Scheitern von Revolutionen befassen sich die Performer von Showcase Beat le Mot in ihrer Produktion "Paris 1871 Bonjour Commune" (9. bis 11.6., 19.30). In dem gleichen historischen Kontext ist der fingierte Dokumentarfilm "Ensemble/Dantons Tod" (10.6., 20.00) von Eva Könnemann angesiedelt, der die Konflikte auf einer Theaterprobe beleuchtet. Die Choreografinnen Anne Juren und Annie Dorsen setzen sich in "Magical" (10.6./11.6., 20.00) mit der magischen Ausstrahlung auseinander, der französische Choreograf Pascal Rambert in "Libido Sciendi" (9.6., 21.00) mit dem Zauber des Erotischen, definiert durch ein nacktes Tanzpaar. Häufiger Kampnagel-Gast ist Choreograf Richard Siegal, der in seiner Multimedia-Tanzperformance "As If Stranger" (10.6./11.6., 21.00) die Welt des Digitalen erforscht.

Ein Highlight verspricht die Lecture Performance des libanesischen Künstlerpaares Joana Hadjithomas und Khalil Joreige "Aida Sauve Moi" (8.6., 20.00, Alabama-Kino) kombiniert mit der Filmvorführung "I Want to See" zu werden, in dem Catherine Deneuve die kriegsversehrte Region besucht. Nach so viel Live Art dürfte das Publikum erschöpft in den Sitzen hängen, wenn das Performerpaar Plan B "The Last Hour" (11.6., 22.00) einläutet, in der alles bislang Ungesagte zur Sprache kommt.

Live Art Festival 1. bis 11.6., Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Karten T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de