Diskussion mit Kultursenatorin Barbara Kisseler auf Kampnagel

Hamburg. Sich in Zeiten knapper Kassen als Künstler, Tänzer oder Performer in der freien Szene zu behaupten, ist ein hartes Brot. Entsprechend groß war der Andrang, als sich Kultursenatorin Barbara Kisseler auf Kampnagel in einer Podiumsdiskussion Fragen zur Situation des freien Theaters in Hamburg stellte. Die Höhe der Fördertöpfe sei seit Jahren eingefroren, sagte Moderatorin Kerstin Evert, Leiterin des K3 - Zentrum für Choreografie.

Die Förderbeiträge liegen derzeit bei 205 000 Euro für Sprech-, Musiktheater und Performance, 105 000 Euro für Kinder- und Jugendtheater sowie 200 000 Euro für Tanz. Es gebe eine mangelnde Ausdifferenzierung, die das Arbeiten erschwere, so Alexander Pinto, Hamburg-Vorsitzender des Dachverbandes Freier Theaterschaffender. Es brauche ein modifiziertes Fördersystem ohne den Eigenanteil von 25 Prozent, eine Festbetragsfinanzierung anstelle einer Fehlbetragsfinanzierung, bei der die Künstler Gelder wieder zurückzahlen müssen. Antragsfristen müssten auf Landes- und Bundesebene besser abgestimmt werden. "Es reicht nicht, mehr Geld in die Hand zu nehmen", sagte Barbara Kisseler. "Man muss einen Begriff haben, was das freie Theater eigentlich leisten soll. Da kann die Szene sich selber noch mal deutlicher melden. Wir müssen auf mehreren Ebenen für mehr Wertschätzung dieser Art von künstlerischer Arbeit werben."

Pinto brachte auch ein strukturelles Hamburger Problem zur Sprache. Im mittleren Bereich zwischen kleinen Spielstätten und Kampnagel, das eher in größeren Dimensionen auf internationaler Ebene agiere, fehlten Möglichkeiten. Kisseler schlug hier eine kurz- bis mittelfristige Strategie vor. Die Verbesserung der finanziellen Ausstattung müsste einhergehen mit der Suche nach Orten für diese Zwischenstadien.

Alles hängt jetzt von der Sitzung des Kulturausschusses des Senats am 10. Juni ab, auf der die Ergebnisse einer vom Institut für Theaterforschung erstellten Potenzialanalyse der Hamburger Szene vorgestellt und beraten werden sollen. Das Ziel ist für Barbara Kisseler klar: "Hamburg muss wieder so attraktiv werden für Künstler, dass sie Lust haben, hierherzukommen und hier zu arbeiten."