Die Kommunikationskomödie “I Phone You“ hat Kinopremiere. Im Anschluss gibt es ein Gratis-Konzert mit dem Trio Smod aus Mali

Passage-Kino. Es gibt Menschen, die können es sich kaum noch vorstellen, nicht mehr ständig erreichbar zu sein. Aber auch in Zeiten sozialer Netzwerke und allumfassender Kommunikation finden nicht immer alle zusammen. Vom hindernisreichen Versuch einer jungen Frau aus China, in Berlin einen Landsmann aufzuspüren, erzählt der Film "I Phone You". Morgen erlebt die Kommunikationskomödie in Anwesenheit der Hauptdarsteller im Passage-Kino ihre Premiere.

Zum Abschied bekommt darin Ling (Jiang Yiyan) von ihrem Lover Yu (Wu Da Wie) ein iPhone geschenkt, damit sie ihn immer erreichen kann, wenn er wieder in Berlin seinen Geschäften nachgeht. Ling ist Anfang 20 und arbeitet in ihrer Heimatstadt Chongqing als Blumenverkäuferin. Aber man ahnt es schon: So einfach wird es mit dem engen Kontakt nicht werden, auch wenn Yu ihr eine zärtliche Botschaft auf dem Handy zurückgelassen hat. Er vermisse sie in Berlin sehr, sagt er.

Sie glaubt ihm das und fliegt hinterher. Aber nicht Yu erwartet sie am Flughafen, sondern dessen Bodyguard Marco (Florian Lukas). Sie hat zwar eine Adresse von Yu, aber die Straße gibt es in Berlin mehrfach. Marco chauffiert die Chinesin kreuz und quer durch die Stadt. Dass er die Aufgabe hat, Ling nicht zu Yu zu lassen, weil der inzwischen verheiratet und Vater ist, sagt er ihr nicht. Aber je länger Lings Odyssee dauert, desto mehr wächst Marcos Interesse an der jungen Frau. Und dann trifft sie doch noch Yu, dem das natürlich gar nicht recht ist.

"I Phone You" erzählt vor dem Hintergrund einer verhinderten Liebesgeschichte auch die Geschichte zweier Städte. Von Chongqing, einer Metropole mit 32 Millionen Einwohnern, die sich auf einer Fläche verteilen, die fast so groß wie ganz Österreich ist, dürften hier viele noch nie etwas gehört oder gesehen haben. Aber auch Berlin kann viele Seiten zeigen. Bei ihrer Irrfahrt durch die Stadt trifft Ling Vietnamesen, Türken, Polen, Russen, Afrikaner - und Chinesen. Und natürlich auch Berliner, von der Prostituierten bis zum Beamten des Ordnungsamts.

Dass die Suche bei aller Leidenschaft und trotz des Einsatzes eines Messers nicht zu bierernst wird, dafür sorgt das Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase. Der Autor von Filmen wie "Sommer vorm Balkon", "Solo Sunny" oder "Die Stille nach dem Schuss" ist bekannt für die genaue Beobachtung des Alltags und seine sprachliche Lakonie. Hier legt er den Protagonisten Sätze wie diesen in den Mund: "The world ist bunt, aber unfair." Insofern ist mit einer einfachen Lösung für die gegenseitigen Verständigungsprobleme nicht zu rechnen, wohl aber mit einer amüsanten.

Regie führte die in China geborene Dan Tang. Sie hat vor ihrem Filmstudium in Babelsberg an der Universität Sichuan acht Jahre lang Ölmalerei studiert und arbeitet zurzeit am offiziellen Dokumentarfilm über die Olympischen Spiele in Peking.

Dan Tang kommt morgen mit Kohlhaase ins Passage-Kino, auch Florian Lukas und Jiang Yiyan stellen sich den Fragen des Publikums. Im Anschluss an die Vorführung des von der Hamburger Reverse Angle Pictures produzierten Films wartet auf die Besucher noch eine besondere Zugabe. Die Band Smod spielt im Kino. Die Musiker aus Mali, die sich auf afrikanischen Hip-Hop spezialisiert haben, sind auf dem Soundtrack des Films zu hören. Der Auftritt des Trios in Hamburg ist sein einziges Deutschland-Konzert.

I Phone You: Do, 20.30, Passage (U Rathaus), Mönckebergstraße 17; www.das-passage.de