Der Pianist und Musikgelehrte hält einen Vortrag über die Kunst der Interpretation

Laeiszhalle. Im Idealfall sollte Musik, wie jede Kunst, für sich sprechen. Sie sollte ohne Worte und ohne äußere Notwendigkeit erklären, dass es sie gibt, wie sie die Welt sieht und was sie zu deren Verständnis beitragen könnte. Doch was ist schon ideal? Interpretationen nicht, die sind bestenfalls Annährungen an einen Zustand, der als einzigartig gesehen werden könnte.

Mit den kleinen, feinen Unterschieden zwischen dem, was in den Noten steht, und dem, was man daraus lesen können sollte, hat sich der Pianist Alfred Brendel ein Künstlerleben lang beschäftigt. Dass diese Beschäftigung schon weit vor den ersten Schritten ins Rampenlicht begann, adelt diesen Ausnahme-Interpreten, der sich von der Virtuosen-Karriere verabschiedet hat und nun das Publikum an seinem Nachdenken über Musik teilhaben lässt.

Ebenso wenig, wie man - philosophisch betrachtet - zweimal in den gleichen Fluss steigen kann, kann man als Musiker das gleiche Stück zweimal auf genau die gleiche Art und Weise spielen. Ob man es deswegen trotzdem versuchen soll? Brendel wäre nicht Brendel, wenn er bei seinem heutigen Vortrag in der Laeiszhalle darauf keine geistreiche Antwort parat hätte.

"Licht und Schattenseiten der Interpretation": Alfred Brendel, Vortrag und Klavier. Mi, 19.30 Uhr, Laeiszhalle, Kl. Saal (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz; Karten (34,40-47,30 Euro) unter T. 30 30 98 98 und in allen Hamburger Abendblatt-Ticketshops