Kampnagel. Wer sich an Coverversionen versucht, setzt sich gemeinhin dem Verdacht mangelnder Ideen aus. Auf Anika trifft das nicht zu. Die Musik der jungen Sängerin geht direkt ins Unterbewusstsein, dorthin, wo manch unwillkommene Entdeckung im Dunkel lauert. Unter einem Mix aus 70er-Jahre-Krautrock, New Yorker Underground und hypnotischem elektronischen Dub sind die Originalkompositionen von den Pretenders bis zu Bob Dylan kaum mehr zu erkennen. Erst recht, wenn die junge Frau, halb Britin, halb Deutsche, ihren kehligen, etwas dumpfen Gesang erhebt, der direkt aus dem Keller zu kommen scheint.

All das schafft auch eine 23-Jährige mit viel Talent nicht unbedingt allein. Anika hatte das Glück, von einem der bedeutendsten Namenlosen des Pop, Geoff Barrow, entdeckt zu werden. Im Hauptberuf pflegt er mit Beth Gibbons die Legende Portishead. Doch Legenden arbeiten langsam. Und so widmete sich Barrow zuletzt vor allem seinem Nebenprojekt Beak, wo er für den Keyboarder Matt Williams und den Bassisten Billy Fuller spröde Postrock-Klänge produzierte und arrangierte. Alles, was Beak fehlte, war eine Sängerin. Ein Zufall führte Anika zunächst als Gastsängerin mit der Band zusammen. Es entstand schließlich ihr Solodebüt mit Begleitband: "Anika".

Wenn sie mit den Carpenters vom "End Of The World" singt, schafft der Drum-Hall eine zusätzliche Sound-Dimension. Gewichtig verdubbt erklingt wiederum Bob Dylans "Masters Of War". Ob Anika auf der Bühne dem Duktus der 60er-Jahre-Undergroundsängerin Nico folgt, die die Kritiker ihr so gerne zuschreiben, wird sich zeigen, wenn Anika an diesem Mittwoch auf Kampnagel auftritt.

Anika: Mi 25.5., 21.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Karten zu 12,50 im Vvk., 16,- an der Ak.; www.myspace.com/anika