Seine bedächtige Stimme haben viele ARD-Zuschauer noch heute im Ohr, durch seine Augen haben sie viele Länder entdeckt. Jürgen Bertram, 71, war von 1972 bis 2000 Fernsehmann beim NDR. 1983 ging er mit seiner Frau Helga nach Singapur und 1985 nach Peking, als China dort ausländische Korrespondenten zuließ. Zwölf Jahre berichtete Bertram aus Asien. Und irgendwie hat es der bekennende Fußballfan immer geschafft, die aktuellen Bundesliga-Ergebnisse zu bekommen, sogar in Tibet. In seinem neuen Buch "Torschrei" verrät er jetzt, wie diese Fußball-Leidenschaft begann.

Bertram ist keiner, der gern am sicheren Schreibtisch arbeitet; er reiste kreuz und quer durch Chinas Provinz, war auf dem Platz des Himmlischen Friedens, als die Studenten ihn 1989 besetzten, lieferte analytische Stücke, als Panzer Demonstranten niederwalzten. Schonungslose Meinung und überraschende Wahrheiten sind seine Markenzeichen. Ihm ist der Blick hinter die Kulissen wichtig, die Geschichte hinter der Geschichte. Unvergessen seine Schwenks über chinesische Aufpasser, die oft lieber mit Essen beschäftigt waren als mit Aufpassen.

Seit 2000 gibt ihm der Ruhestand Zeit zu reisen und zu schreiben. Reiseberichte aus Australien, Bücher über die Zeit als Korrespondent, über das Ende der Fernsehkultur und über die "Helden von Bern". Denn Fußball bleibt die Leidenschaft seines Lebens.