Mit den Fans im CCH teilte Roger Whittaker seine Lieder und die Fotos der jüngsten Enkelin

Hamburg. Was bewegt einen 75-Jährigen dazu, sich immer noch den Strapazen einer Tournee auszusetzen, statt seine Zeit mit Frau, Kindern und Enkelkindern zu verbringen?

Die Frage stellt sich bei Roger Whittaker ganz unwillkürlich, schließlich muss er niemandem mehr etwas beweisen. 250 Goldene und Platinschallplatten hat er in einer Karriere gesammelt, die bereits seit mehr als vier Jahrzehnten andauert. Und doch steht er da, am Sonnabend auf der Bühne des CCH, und singt unermüdlich von der Liebe, von schneeweißen Tauben und bringt den fast 3000 Menschen im Publikum das kunstfertige Pfeifen bei.

Und schon nach kurzer Zeit liegt die Antwort auf der Hand: Whittaker scheint seine Fans nicht einfach als zahlende Kundschaft zu betrachten. Sie scheinen für ihn mehr zu sein. Freunde vielleicht nicht, aber gute Bekannte, mit denen er seine Lieder, seine Musik und Fotos seiner jüngsten Enkelin teilt.

Hat man das erst einmal verstanden, erscheint das Konzert in einem ganz anderen Licht: Dort steht kein Künstler, der den Absprung nicht gefunden hat, kein überalterter Barde, der die Demontage seiner eigenen Karriere betreibt. Sondern ein Urgestein der Frohsinnsmusik, das sich seinen Fans verpflichtet fühlt. "Danke Deutschland" prangt über der in Rot und Gold gehaltenen Bühne, "Danke für so viele Jahre mit Euch" heißt die Tour.

Man wird den Eindruck nicht los, dass das keine hohle Phrase ist. "Albany", "Alles Roger": Das alles sind Songs, die Whittaker schon tausendfach gespielt hat. Songs, die seine Fans schon tausendfach gehört haben. Aber die Chemie stimmt einfach zwischen dem Künstler und seinem Publikum. Immer wieder brandet stürmischer Jubel auf, treten Männer und Frauen aller Altersklassen an den Bühnenrand, um dem Sänger und Liedermacher ihre Geschenke zu überreichen.

Dass man ihm das fortgeschrittene Alter nicht nur ansieht, sondern bisweilen auch anhört, stört niemanden. Zumal der studierte Zoologe augenscheinlich mit Verve gegen die Misslichkeiten des Älterwerdens angeht. Wenn er mit seiner Band scherzt, Anekdoten erzählt und sich für Blumen und Päckchen bedankt; und spätestens, wenn der in Kenia geborene Brite mit erstaunlich jugendlichem Glitzern im Auge verkündet: "Lasst uns Party machen!", dann fallen die Jahre von ihm ab. Seinen Aufruf nehmen seine Fans, gerade zum Ende hin, erstaunlich ernst.

Bevor sich Roger Whittaker nach mehr als zwei Stunden in den Feierabend verabschieden kann, belagern mehrere Hundert Menschen die Bühne und feiern ihn - und spätestens dann erübrigen sich alle Fragen.