John Taylor und Jack DeJohnette bereichern den NDR-Jazzabend

Hamburg. Es gibt Musiker, die geraten in einem Alter ins Licht der Aufmerksamkeit, in dem die Kollegen schon ihr Revival haben. Und es gibt welche, die scheinen immer schon da gewesen zu sein. Beides war am Donnerstagabend im Rolf-Liebermann-Studio des NDR in Hamburg zu hören.

Der britische Pianist John Taylor, Jahrgang 1942, tauchte mit 22 in der Londoner Szene auf, legte in den 70er-Jahren mit dem Trio Azimuth einen Grundstein des europäischen Jazz, spielte mit deren bedeutendsten Vertretern und namhaften US-Amerikanern. Das Trio mit seinem Landsmann Martin France am Schlagzeug und Bassist Palle Danielsson existiert in stiller Bedeutung seit 2004. Nur Taylors Füße führen einen Veitstanz auf, alles andere ist unspektakulär und dennoch hohe Kunst in weitläufigen Harmonien und enger Verzahnung mit den musikalischen Partnern.

Bei Taylors Altersgenossen Jack DeJohnette hingegen geht es weitaus druckvoller zu; jeder Schlag ist bei ihm schon Rhythmus. Der Schlagzeuger hat von Miles Davis bis zu Keith Jarrett mit allen gespielt, ist der Jazzer mit den meisten Aufnahmen überhaupt und nun eine Talentschmiede. In "DeJohnette sucht den Superstar" hat er mit dem Experimental-Gitarristen David Fiuczynski, dem Tastenartisten George Colligan und dem mikrotonal spielenden Saxofonisten Rudresh Mahanthappa drei höchst individuelle Musiker in einer Band, der Altmeister Jerome Harris das nötige Pfund und Ruhe am E-Bass verleiht.

Die Kompositionen sind wenig, der Solist darin alles. Wenn einer spielt, scheinen die anderen staunend zu stehen, das Ganze ein wüst-schönes Konglomerat aus Bop, Tango, Funk, Fusion und Ethnosprengseln, von DeJohnette bestimmt auf Kurs gehalten.