Benjamin Cantus erste Regiearbeit “Stadt Land Fluss“ ist ein Coming-of-Age-Liebesfilm auf dem Land mit dokumentarischer Note.

Ob sie ihn nach bestandener Prüfung bei der landwirtschaftlichen Genossenschaft übernehmen würden, könne sie noch nicht sagen, meint die resolut-freundliche Ausbilderin auf dem brandenburgischen Hof, es hänge aber auch davon ab, ob er denn überhaupt wolle. Aber genau das ist Markos Problem, er zuckt die Achseln. Was irgendwie verständlich ist, denn die Knochenarbeit wird nicht allzu gut entlohnt. Umso überraschter wird der Neuankömmling Jacob als Praktikant begrüßt, der seine besser dotierte Lehre bei einer Bank hingeschmissen hat. Zu einem großen Gesprächsthema wächst sich das allerdings nicht aus.

Im Spielfilmdebüt des Regisseurs und Autors Benjamin Cantu (Jahrgang 1978) wähnt sich der Zuschauer anfangs in einem Dokumentarfilm über Ausbildungsbedingungen in der Landwirtschaft heute, eingefangen von einer Handkamera, die nah dranbleibt an den Personen. Da wird die "Möhrenaufbereitungsanlage" ebenso gezeigt wie das Einstanzen einer Markierung in das Ohr eines Kalbes.

Erst nach und nach kommen sich Marko und Jacob näher - wenn es zum ersten Kuss kommt, ist "Stadt Land Fluss" aber schon zu zwei Dritteln rum. Es ist dieser merkwürdige Schwebezustand zwischen dem dokumentarischen Festhalten der Arbeitssituation und den poetischen Momenten des Begehrens, der diesem Film seinen ganz eigenen Reiz verleiht.

Dazu passt es auch, dass ein nächtlicher Ausflug der beiden in die Großstadt Berlin zwar zu mehr Ungezwungenheit und zu einem Zuprosten "Auf die Freiheit!" führt, dass am Ende, nach der Rückkehr aufs Land, aber keine dramatische Geste steht. Mit dem verhaltenen Spiel der beiden Hauptdarsteller fügt sich die Präsenz der tatsächlich auf dem Hof Arbeitenden zu einem harmonischen Ganzen - auch das ist ein Verdienst des Filmemachers.

++++- Stadt Land Fluss Deutschland 2011, 84 Minuten, ohne Altersbeschränkung, R: Benjamin Cantu, D: Lukas Steltner, Kai-Michael Müller, Steven Baade, Do/Fr + So-Di im 3001; www.salzgeber.de