Friendly Fires lässt die Luft hawaiianisch brennen

Wir können nur erahnen, wie das neue Album von Friendly Fires einschlägt, wenn wir das Stück "Hawaiian Air" hören. Das britische Disco-Indie-Trio hat mit dem Vorboten seines zweiten Werkes "Pala" eine rasante bunte Tanzhymne geschaffen, die bei allen Beats, dem technischem Beiwerk und den Elektroloops organisch und warm klingt. Die sphärische Grundstimmung thront still über dem musikalischen Euphoriegewimmel wie die Sonne über einer eskalierenden Strandparty. Cocktails aus Eimern trinken, Barfuß-Wettrennen am Strand, die neuen Tattoos zeigen, für immer jung sein - Assoziationen, die das Stück hervorrufen kann, wenn Ed Macfarlane im Falsett von der warmen Luft singt, die die Lungen bis zum Anschlag füllt. "Hawaiian Air" könnte ein Sommerhit werden.

Mit "Friendly Fires", dem ersten Album von 2008, schlug die Band aus St. Albans sofort ein. Die englische Indie-Dance-Szene war mit dem Erfolg der Bands Klaxons und New Young Pony Club gerade auf ihrem Höhepunkt, und auch Friendly Fires brachte Songs auf ihrem Debüt, die - jeder für sich - das Zeug zum Clubhit hatten.

Doch zwischen den Zeilen und Noten dieser toll produzierten Platte mit Stücken wie "Skeleton Boy" und "Paris" schwang immer dieser verrückte Mut zur Polyrhythmik mit, die auf den Technotanzflächen selten gut ankommt. Inspiriert sind die Engländer nach eigenen Aussagen von Prince, dem Kölner Techno-Label Kompakt und Carl Craig. Live treten Friendly Fires mit Drummer statt Drum-Computer auf, das hört man der Musik an. Der Rhythmus ist immer menschlich, geht direkt ins Blut.

Auch dadurch unterscheidet sich das Trio von den Partybands seiner Generation: Statt das Tanzen im Club, die Coolness und Uncoolness der Szene selbst zu thematisieren, entwirft Friendly Fires ein Klangbild, das immer über sich selbst hinausweist und Lust auf Bewegung macht. Nachdem man also am 19.5. im Molotow zu FriendlyFires getanzt hat, sollte man dringend ins Reisebüro gehen und mal wieder einen Flug in die Ferne buchen. Dorthin, wo man die warme Luft einatmen kann. Die warme Luft der Tropen, nicht die eines knallvollen Clubs.

Friendly Fires Do 19.5., 20.00, Molotow (U St. Pauli), Spielbudenplatz 5, Eintritt 14,-; Internet: www.wearefriendlyfires.com