Sängerin Imelda May bringt den Rockabilly, aber auch Blues und Jazz ins Knust

Große Brüder zu haben ist für viele Mädchen toll. Die passen auf, dass einem nichts passiert, die haben ältere Freunde, die man bewundern kann, und hören Musik, die man bei den eigenen Freundinnen nie finden würde. Imelda May ist das Nesthäkchen einer Familie in Dublin mit vier älteren Geschwistern. Einer ihrer Brüder war ein großer Rock-'n'-Roll-Fan mit einer Plattensammlung, in der sich nicht nur die Hits von Elvis Presley fanden, sondern auch Aufnahmen von Gene Vincent, Buddy Holly und Eddie Cochran. In den 50er-Jahren galten sie in den USA als die coolen weißen Jungs, die für jugendliches Rebellentum standen. Imelda war hingerissen von diesen Typen mit ihren Schmalztollen und den Songs mit dem harten 4/4-Beat. "Summertime Blues", "Be-Bop-A-Lula" und "Rave On" hießen die Lieblingshits ihrer Teenagerzeit.

Doch das irische Mädchen wollte nicht nur nach diesen Nummern tanzen, sie wollte selber singen. Blonde Haartolle, mit Schwung über das sonst schwarze Haar gelegt, Kreolen-Ohrringe, ein hautenges Kleid, und fertig ist ihr Rockabilly-Outfit. Als 16-Jährige tritt Imelda May zum ersten Mal auf und wird sehr schnell zu einem Liebling der Klubszene von Dublin. Doch von einer lokalen Berühmtheit zu einem internationalen Star zu werden das dauerte etwas länger. Erst 2003 entschließt sie sich, Profimusikerin zu werden. Als ihr Album "No Turning Back" im Jahr 2005 veröffentlicht wird, ist Imelda May bereits 31 Jahre alt. Doch dann geht es mit ihrer Karriere steil aufwärts.

Das zweite Album "Love Tattoo" springt in Irland von null auf eins, und auch "Mayhem", im vergangenen Jahr erschienen, erreicht einen Spitzenplatz in Imeldas Heimat. Inzwischen sind auch andere Musiker auf die Sängerin mit der lasziven Stimme aufmerksam geworden. Jamie Cullum nimmt sie mit auf US-Tournee, mit Jeff Beck darf sie eine Nummer zu Ehren des Gitarren-Pioniers Les Paul singen.

Imelda May nur auf Rockabilly zu reduzieren wird der Bandbreite ihrer Musik nicht gerecht. Auf ihren Platten zeigt sie sich als erstklassige Blues- und Balladensängerin. "Knock 123" vom Album "Love Tattoo" zum Beispiel ist eine nachtschwarze Nummer. Hier schimmert der Einfluss der legendären Jazzsängerin Billie Holiday durch, die ebenfalls zu Imelda Mays Idolen zählt.

Wenn sie am 25. Mai ins Knust kommt, dürfen sich die Fans der nun 37 Jahre alten Schönheit aber auf ein Konzert mit Party-Charakter einstellen. Die meisten Nummern, in der Mehrzahl von ihr selbst geschrieben, sind Uptempo-Kracher mit dem typischen Slap-Bass, bei dem der Bassist unten am Griffbrett auf die Saiten schlägt und so das Tempo erhöht. Also Jungs und Mädels: Pomade ins Haar, den Petticoat rausgeholt und dann abfeiern wie die Großeltern vor 60 Jahren!

Imelda May Mi 25.5., 21.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, 23,60; www.imeldamay.co.uk