Der Kameramann Bernd Meiners aus Hamburg hat mit “The Look“ Premiere bei den Festspielen in Cannes gefeiert - ein ungewöhnlicher Film.

Hamburg. Es war nur ein kleiner Hauch Hansestadt in Cannes, aber so ein richtiger Wind geht an der Cote d'Azur ohnehin nie - insofern konnte man ganz zufrieden sein. Am Montagabend wurde in Cannes der Film "The Look - Charlotte Rampling" gezeigt - das unkonventionelle Porträt der britisch-französischen Schauspielerin, es erzählt vom ausgefüllten Leben der 65-Jährigen, deren Karriere in den 60er-Jahren begann. Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein hat die Dokumentation mitfinanziert. Und hinter der Kamera - stand der Hamburger Bernd Meiners.

"The Look" besteht aus neun Kapiteln. Darin unterhält sich Charlotte Rampling mit Freunden, zum Beispiel dem US-Autor Paul Auster, dem Fotografen Peter Lindbergh oder ihrem Sohn Barnaby Southcombe, es geht um Themen wie Schönheit, Tod oder Tabu. Gedreht wurde in Paris, London, Berlin und New York. "Charlotte ist eine der uneitelsten und intelligentesten Schauspielerinnen, mit denen ich je gedreht habe", sagt Bernd Meiners. "Es ist ein sehr ungewöhnlicher Film geworden."

Ramplings unnachahmlicher Blick, der so schön, kühl und abweisend zugleich wirkt, ist ihr Markenzeichen. Für den Kameramann war es daher eine besondere Herausforderung, die so oft gefilmte und fotografierte Frau gut ins Bild zu setzen. "Ich wollte sie so zeigen, dass sie Schönheit behält." Er ist mit der Kamera immer auf Augenhöhe geblieben, "sonst verliert man das Gesicht".

Rampling drehte mit Luchino Visconti und Woody Allen, spielte in "Stardust Memories" und "Der Nachtportier". Seit François Ozon sie in "Unter dem Sand" und in "Swimming Pool" besetzte, erlebte die Frau, die sich in mutigen, oft körpernahen und unkonventionellen Rollen auszeichnete, ein starkes Comeback. In Cannes ist sie auch noch in Lars von Triers "Melancholia" zu sehen. In Hamburg hat sie gerade Szenen zu "I, Anna" gedreht.

Unter den Gästen der Premiere waren am Dienstagabend der künstlerische Leiter des Festivals Thierry Frémaux, der Fotograf Peter Lindbergh, Bernd Meiners und natürlich: Angelina Maccarone. Sie hat "The Look" inszeniert, und dass Rampling der Regisseurin den Zuschlag für diesen Film gab, darf sie durchaus als Vertrauensbeweis werten. Die Schauspielerin war vom Ansatz angetan, hier eine "kaleidoskopische Innenansicht" zu versuchen.

"The Look" ist Maccarones erster Dokumentarfilm. Zuletzt hatte sie einen Kieler "Tatort" inszeniert, zuvor mit dem Erotik-Drama "Verfolgt" in Locarno einen Preis gewonnen. An der Kamera stand: Bernd Meiners. Er stammt aus einer Fotografenfamilie aus Cloppenburg, hat zahlreiche Dokumentationen und Independent-Spielfilme gedreht. Auf Cannes sollte er sich freuen, trotzdem fühlte er sich vorher nicht ganz wohl in seiner Haut. Denn er mag nicht, was andere für das Wichtigste bei diesem Festival halten: "Mir fehlt das Roter-Teppich-Gen."