Verlust für Stefan Raab bei ProSieben: Matthias Opdenhövel wechselt zur ARD und wird Nachfolger von Monica Lierhaus in der “Sportschau“.

Hamburg. Es ist wohl einer der erfolgversprechendsten Transfers zur kommenden Bundesliga-Saison: Matthias Opdenhövel kehrt ProSieben und Stefan Raab den Rücken und wechselt zur ARD. Neben Gerhard Delling und Reinhold Beckmann wird der Kölner ab Juli die dritte Spitze der "Sportschau" im Ersten. Zwei Jahre nach der Erkrankung von Monica Lierhaus ist das Team nun also komplett. Und die ARD zeigt einmal mehr, dass sie lieber auf den Kader der Privaten als auf die eigene A-Jugend zurückgreift.

Dass er irgendwann in diese Liga aufsteigen würde, hat sich niemand so sehr gewünscht wie der 40-Jährige selbst. Für die Moderation der "Sportschau", seinen "persönlichen Olymp", würde er sich sogar einen Fuß abhacken, verriet der Vater von zwei Söhnen einmal. Das ist viele Jahre her. Zur Amputation sollte es jedoch nicht kommen. Die ARD war ohnehin äußerst interessiert an dem Moderator, der zuletzt beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest auch in der ARD glänzte.

Schon als Kind habe er unter der Dusche Fußballerinterviews geführt. Dieter Kürten und Karl-Heinz Rummenigge holte er vor sein Duschkopf-Mikro. Bis er jedoch auch im echten Leben seiner Fußball-Leidenschaft frönen durfte, war es ein langer Weg: Nach einem Volontariat beim Musiksender Viva musste sich der gebürtige Detmolder Ende der 90er-Jahre zunächst mit der Moderation einer Pannenshow (RTL 2) oder des Frühstücksfernsehens (Sat.1) zufriedengeben. Nach drei Jahren als Stadionsprecher bei Borussia Mönchengladbach fing die eigentliche Karriere des Matthias Opdenhövel im Jahr 2006 an: Es war die Zeit, in der der Ostwestfale beim Bezahlsender Arena arbeitete. Eines Nachts saß er bis drei Uhr morgens mit seinem alten Viva-Kollegen Stefan Raab zusammen und ließ sich ein neues TV-Konzept erklären, das der ProSieben-Entertainer ausgetüftelt hatte. Es ging um "Schlag den Raab". "Haste Bock zu moderieren?", fragte Raab. Und Opdenhövel hatte Bock. Es war der Beginn einer perfekten TV-Symbiose: Auf der einen Seite die sensationsgeile, adrenalingepeitschte Rampensau Raab, auf der anderen der aufgeräumte Opdenhövel mit seiner an Spießigkeit grenzenden Gelassenheit und Perfektion. Der Brillenträger im Boss-Anzug wurde zu Raabs Allzweckwaffe, moderierte auch Mammutshows wie die "Wok-WM" oder das "TV total Turmspringen". Und das machte er so gut, dass er wenig später für seine Raab-Dienste sowohl mit dem Deutschen Fernsehpreis als auch mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet wurde.

Matthias Opdenhövel ist ein Phänomen in Zeiten, in denen Sender oft um austauschbare TV-Gesichter schachern. Nur auf den ersten Blick ist der Mann, der Quizshow, Frühstücksfernsehen, Musiksendung oder Bundesliga im Pay-TV gleichermaßen routiniert über die Bühne bringt, mit den Allesmoderierern Lanz oder Pilawa zu vergleichen. Auch Opdenhövel hat etwas Streberhaftes an sich, ist aber trotzdem ein großer Sympathieträger.

Er drängt sich nicht in den Vordergrund und liefert doch stets eine solide Show ab - wie man es von einem guten Moderator erwartet. Opdenhövels Kommentare sind bissig. Er ist schlagfertig und teilt verbal gerne aus - auch an seinen Chef Raab. Das beeindruckt, nicht nur die Zuschauer. Rund 20 Live-Shows zur Primetime durfte "Opti", wie Raab seinen Kollegen nennt, im vergangenen Jahr bei ProSieben moderieren.

Ein Schlag gegen Raab dürfte "Optis" Wechsel zur ARD nun sein. ProSieben verliert einen Vorzeigemoderator. Doch für den Fußballfan ist der Schritt nur konsequent. Reichlich geschnuppert hat er ja auch schon bei den Öffentlich-Rechtlichen. In der ARD moderierte er nicht nur den Echo, sondern auch sämtliche ESC-Sendungen wie "Unser Star für Oslo" oder "Unser Song für Deutschland". Seine Fußballbegeisterung lebte er zuletzt als Bundesliga-Moderator für den Sender Liga total! aus.

Jetzt also die feste Verpflichtung in der ARD. "Die 'Sportschau' ist der Heilige Gral. Für mich wird ein Jugendtraum wahr", kommentiert Opdenhövel, der auch als Gottschalk-Nachfolger bei "Wetten dass ..?" gehandelt wurde, seinen Transfer. Für Volker Herres, Programmdirektor im Ersten, war nicht nur seine Leistung rund um den ESC ausschlaggebend für die Verpflichtung, sondern vor allem die Tatsache, dass Opdenhövel ein "bekennender Fan" ist. Auch dem Zuschauer dürfte diese Authentizität gefallen. "Wir haben viel mit ihm vor", verkündete WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff. Ab 2012 soll Opdenhövel auch eine neue Primetime-Unterhaltungsshow im Ersten bekommen. Schon die nächste Ausgabe von "Schlag den Raab", am 4. Juni auf ProSieben, wird Opdenhövel nicht mehr moderieren. Seinen Job übernimmt Steven Gätjen. Vom Meister Raab gab es zum Abschied trotzdem warme Worte: "Viel Glück, Matthias! Ich bin bei jeder ,Sportschau' dabei!"