Hamburg. Die Abendblatt-Redaktion trauert um Günther Wolf. Der passionierte Journalist, geboren 1928 in Hamburg, schrieb viele Jahrzehnte lang Fernsehkritiken und andere Texte im Zusammenhang mit dem Fernsehprogramm. Nur zwei Jahre, nachdem der Verleger Axel Springer und Chefredakteur Eduard Rhein die Programmzeitschrift "Hörzu" gegründet hatten, veröffentlichte Günther Wolf dort seine ersten Fernsehkritiken; später auch im Hamburger Abendblatt, für das er noch bis vor wenigen Jahren tätig war.

Günther Wolf, selbst als Drehbuchautor und Dokumentarfilmer aktiv, erwies sich in seinen geschliffenen und humorvollen Texten als unnachsichtiger Sinn- und Qualitätsfanatiker. Älteren Lesern ist vielleicht noch seine große Abendblatt-Serie zur Fernsehserie über Thomas Manns "Buddenbrooks" in Erinnerung. 1979 verfasste Wolf eine Serie über die Personen des Romans, die das Abendblatt in 65 (!) Folgen veröffentlichte. Hans Wißkirchen, der Präsident der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft und langjährige Direktor des Lübecker Buddenbrookhauses, nannte das "eine beispiellose journalistische Leistung, die einerseits von der enormen Kennerschaft des Autors zeugt, zum anderen aber auch von der besonderen Faszination dieses Jahrhundertromans". Bis heute kann man Wolfs Serie innerhalb der Ausstellung im Buddenbrookhaus nachlesen.

Sein unstillbarer Bildungshunger trieb ihn in seinen letzten Jahren wieder in die Universität, wo er Vorlesungen und Seminare zur Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte besuchte. Seine klugen Urteile und Anregungen fehlen uns.