Das Afrikabild im Fernsehen ist zum Grausen. Aktueller Fall: “Buschpiloten küsst man nicht“

1985 war noch alles in Ordnung. Meryl Streep verliebte sich am Fuße der Ngong-Berge in den Jäger Robert Redford, die Zuschauer in die Kulisse von Kenia. Sieben Oscars gab es für Sydney Pollacks Epos "Jenseits von Afrika". Das ist lange her. Heute werden massenhaft deutsche Filmteams nach Afrika gekarrt, um für anspruchslose Schmonzetten quotenträchtige Afrikaromantik einzufangen.

Dabei ist nicht nur das Afrikabild, das in deutschen TV-Produktionen suggeriert wird, meist dasselbe. Auch die Drehbücher ähneln sich senderübergreifend: Deutsche Frau landet auf dem schwarzen Kontinent, um den armen Menschen zu helfen - und um sich selbst zu finden. Sie hat zunächst mit den Widrigkeiten des Landes zu kämpfen, am Ende verliebt sie sich jedoch in das Land - und in einen Großwildjäger, Buschpiloten oder anderen lässigen Abenteurer. In der Regel ist diese Frau Christine Neubauer. Aber auch Veronica Ferres ("Kein Himmel über Afrika"), Sophie Schütt ("Afrika, wohin mein Herz mich trägt"), Iris Berben ("Afrika, mon amour"), Jutta Speidel ("Mein Traum von Afrika"), Christina Plate ("Das Traumhotel - Afrika") oder Wolke Hegenbarth ("Im Brautkleid durch Afrika") schwitzten bereits unter der afrikanischen Sonne.

Im aktuellen Fall ist es Alexandra Neldel, die für Sat.1 unter Affenbrotbäumen knutscht. In "Buschpiloten küsst man nicht" spielt sie eine junge Ärztin, die auf dem Schwarzen Kontinent landet, um den armen Menschen zu helfen - und um sich selbst zu finden. Sie hat zunächst mit den Widrigkeiten des Landes zu kämpfen, am Ende verliebt sie sich jedoch in das Land - und in einen Buschpiloten (Max von Thun).

Schon zu Beginn des Films, wenn Alexandra Neldel auf hochhackigen Stiefeln ihren Trolley durch die Savanne zieht, mit der Entschlossenheit im Blick, die Dritte Welt zu retten, ahnt man, dass Sat.1 das Afrika-Genre nicht neu erfinden will. Es folgt Ethno-Kitsch mit aneinandergereihten Afrika-Klischees. Die Dialoge sind flach, die Handlung erwartbar. Und das, obwohl mit Neldel und von Thun oder auch Florence Kasumba Schauspieler dabei sind, mit denen man Anspruchsvolles auf die Beine hätte stellen können.

Von keiner Afrika-Schnulze wird erwartet, dass sie dokumentarisch Missstände aufdeckt - das ging schon in "Die Minensucherin" mit Christine Neubauer in Angola schief. Über Klischees und Kulisse sollte jedoch jeder Unterhaltungsfilm hinausgehen können. "Buschpiloten küsst man nicht" schafft es nicht.

Buschpiloten küsst man nicht 17.5., 20.15, Sat.1