Die Galerie Hilaneh von Kories zeigt zum 50. Jubiläum von Amnesty International Fotografien zum Thema Menschenwürde von Dana Gluckstein.

Hilaneh von Kories. "Dignity" heißt ein Fotobuch von Dana Gluckstein. Das Titelbild zeigt das Porträt einer älteren schwarzen Frau, deren Kopf von Tüchern verhüllt ist und nur das Gesicht frei lässt. Obwohl Falten das Antlitz verwittert haben, ist ihre Schönheit immer noch da: in dem geschwungenen Mund, der feinen Nase und den großen Augen. Im linken Mundwinkel hält die Frau eine dünne Pfeife. 1984 hat Dana Gluckstein dieses Foto auf Haiti geschossen. Es war der Auftakt zu einem Lebensprojekt, aus dem im vergangenen Jahr das Buch "Dignity" entstanden ist - und eine Wanderausstellung. Nach München und Berlin macht diese Ausstellung von heute an Station in Hamburg. Mit dem Buch und den Fotoverkäufen unterstützt Dana Gluckstein die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zu deren 50. Jubiläum.

"Ich war fasziniert von dieser Frau und ihrer Würde und habe sie deshalb fotografiert, aber mir war damals noch nicht klar, dass daraus ein jahrzehntelanges Projekt werden würde", sagt die in Los Angeles lebende Künstlerin und Werbefotografin. Gluckstein hat sich zur Aufgabe gemacht, sogenannte indigene Völker zu porträtieren, also Volksgruppen, die aus politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Gründen unterdrückt werden und vom Aussterben bedroht sind.

Dana Gluckstein hat in den vergangenen drei Jahrzehnten Reisen nach Afrika, Mittel- und Südamerika, Asien oder Ozeanien unternommen, um dort Ureinwohner zu porträtieren und so in einer sich rasant ändernden Welt ein Stück Kulturgeschichte festzuhalten, das unterzugehen droht.

Die Wanderausstellung "Dignity" umfasst 60 schwarz-weiße Prints, die Gluckstein mit ihrer Hasselblad-Kamera aufgenommen hat. Ob sie nun einen stolzen Massai-Krieger, eine anmutige balinesische Tänzerin oder das Gesicht einer kenianischen Lamu-Frau fotografiert hat - jedes dieser Bilder ist frei von Folklore. Durch die Entscheidung, mit Schwarz-Weiß-Filmen zu arbeiten, und natürlich durch den Blick der Fotografin, wird aus diesen Aufnahmen Kunst. Eine Kunst, die sich politisch versteht, denn Dana Gluckstein sieht sich als Aktivistin, die der westlichen Welt fremde Kulturen nahebringen will und die über die Fotografie hinaus an verschiedenen Hilfsprojekten in der Dritten Welt beteiligt ist.

Doch Dana Gluckstein hat nicht nur Menschen in ihrer archaischen Ursprünglichkeit eingefangen. Es gibt auch Bilder, auf denen die Moderne Einzug in das Stammesleben gehalten hat - und die kurios wirken. In Namibia hat Gluckstein zwei Mädchen des Ovazemba-Stammes aufgenommen. Eines von beiden ist barbusig, das andere trägt einen Büstenhalter, der so gar nicht zu seiner übrigen Kleidung passt. Dieser BH wird nicht als nötiges Kleidungsstück, sondern als Schmuck getragen, ebenso wie das Plastikhandy, das seine Freundin an einer Kette um den Hals trägt und das zum Telefonieren nicht taugt. Auch die Männer des namibischen Himba-Stammes, mit Anzügen, Sonnenbrillen und Hüten bekleidet, wirken wie junge coole Afroamerikaner, die man eher in einem Jazzklub der 40er-Jahre in Harlem vermuten würde als in der Wüstenhitze im Südwesten Afrikas.

Gluckstein möchte in ihren Porträts nicht nur die Würde und Einzigartigkeit dieser Menschen zeigen, sie möchte auch darauf aufmerksam machen, wie viel Weisheit im Leben dieser Naturvölker liegt. Erzbischof Desmond Tutu erwähnt im Vorwort zu "Dignity" einen wichtigen Grundsatz, den indigene Völker uns mit ihrer Lebensphilosophie vor Augen führen: "Sie erinnern uns daran, dass wir geschaffen wurden, um in Harmonie miteinander zu leben."

"Dignity" Fotografien von Dana Gluckstein, bis 29.6., Di-Fr 14.00-19.00, Galerie Hilaneh von Kories (Metrobus 3), Stresemannstraße 384a im Hof; Internet: www.galeriehilanehvonkories.de