Hamburg. Junge Leute fördert man am besten, wenn man sie fordert: freundlich, aber bestimmt. Das ist wohl eine der Maximen des Musiklehrers und Dirigenten Manfred Richter. Am Sonnabend bewies der seit 20 Jahren amtierende Leiter des Albert Schweitzer Jugendorchesters beim Frühjahrskonzert in der gut besuchten Laeiszhalle, zu welchen überaus respektablen Ergebnissen diese Pädagogik führen kann.

Die erste Konzerthälfte bot ein geistvoll komponiertes Programm aus Konzertarien Mozarts und Orchesterliedern von Richard Strauss, beide jeweils eingeleitet durch Ouvertüren von Mozart und Mendelssohn. Man mag einwenden, dass Mozarts Musik bei zehn Celli und entsprechend reich besetzten übrigen Pulten an Feinzeichnung einbüßt; für die schon beim Stimmen erstaunlich diszipliniert agierenden Musiker im Durchschnittsalter von 17 Jahren ist solches Repertoire trotzdem ein unschätzbarer Gewinn.

Vor allem, wenn eine Sängerin wie Annika Ritlewksi, 27, dabei ihre ausnehmend schöne Stimme erklingen lässt. Ihr Sopran verströmt Süße und Kraft, das Vibrato schwingt natürlich und lässt eine zwischen Keuschheit und vibrierender Lebendigkeit oszillierende Seele erahnen, die doch im tiefen Ernst einer werdenden großen Musikerin gründet. Da ist nichts neckisch, nichts aufgesetzt. Und sie intoniert makellos.

Dvoráks Sinfonie "Aus der neuen Welt" brachte das Orchester nach der Pause mit kraftstrotzendem Selbstbewusstsein zum Klingen. Als Dauerbrenner im Konzertleben schien diese böhmische Cowboysinfonie trotz all ihrer fetzig-synkopischen Motive eigentlich ziemlich verglüht. Doch das ASJ stürzte sich voller Spannungsfreude ins sinfonische Country-Getümmel und spielte den Gassenhauer so begeisternd, dass das Publikum am Ende fast johlte und pfiff wie zeitgleich die Fans in der Düsseldorfer Arena.