Der Bremer “Tatort: Der illegale Tod“ thematisiert das Schicksal nordafrikanischer Flüchtlinge

Selten war ein "Tatort" so aktuell wie der Krimi aus Bremen, den die ARD am Sonntag zeigt. Hunderte Menschen sind in den vergangenen Wochen auf dem Mittelmeer gestorben - bei dem Versuch aus Nordafrika nach Europa zu fliehen. Sie verhungerten oder verdursteten, und sie werden nicht die Letzten gewesen sein. Das ist die Realität.

Genau dieses Schicksal erlebt auch Amali Agbedra (Florence Kasumba), die in dem Tatort "Der illegale Tod", der vor neun Monaten in Bremen und Bremerhaven gedreht wurde, die Hauptrolle spielt. Auch ihr wird nicht geholfen. Eine Besatzung der Bremer Wasserschutzpolizei, die sich auf Einsatzfahrt für die europäische Agentur Frontex auf dem Mittelmeer befindet, lässt das sinkende Boot, auf dem auch Amali mit ihrer Tochter auf eine Zukunft in Europa hofft, hilflos zurück. Alle Flüchtlinge sterben - bis auf Amali Agbedra.

Vier Polizisten aus Bremerhaven haben diese schiefgelaufene Operation auf dem Mittelmeer zu verantworten. Doch sie halten dicht. Für die Karriere. Und das, obwohl 14 Menschen bei dieser Aktion ums Leben kamen. Auch die Tochter von Amali Agbedra ist unter den Opfern. In Bremen scheint die Asylbewerberin Rache an den Verantwortlichen nehmen zu wollen. Auch ein Kumpel von Kommissar Stedefreund (Oliver Mommsen) scheint involviert, und so geraten er und Kollegin Inga Lürssen (Sabine Postel) in einen Strudel aus Flüchtlingsproblematik, Rache und Vertuschen.

Einmal mehr wird der Bremer "Tatort" zum Schauplatz für Weltpolitik. Diesmal thematisiert der preisgekrönte Drehbuchautor Christian Jeltsch für "Der illegale Tod" die europäische Flüchtlingsproblematik sowie die Abschottungspolitik der EU. Die größte Herausforderung für Jeltsch war es, dem Thema wirklich gerecht zu werden. Schließlich gibt es die "Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen" kurz Frontex, tatsächlich. "Es war wichtig, diese Geschichte nicht einseitig zu erzählen", erklärt der Drehbuchautor, "sondern auch den Figuren, die in dem Krimi als Verantwortliche der aktuellen europäischen Flüchtlingspolitik auftreten, Argumente zu geben, denen man sich als Zuschauer nicht so leicht entziehen kann."

Jeltsch hat einen spannenden, vertrackten, hochpolitischen Krimi abgeliefert, der das oft recht trockene Duo Sabine Postel und Oliver Mommsen emotional explodieren lässt. "Es nervt, Inga, deine altlinke Betonung. Die Zeiten haben sich geändert", beschimpft Stedefreund seine uneinsichtige Kollegin. Und die bricht einem Politiker prompt die Nase. So viel Explosivität tut dem Bremer "Tatort" gut. Die hochaktuelle Story tut ihr Übriges.

Tatort: Der illegale Tod 15.5. 20.15 ARD