Der Kongress “Die Untoten“ auf Kampnagel beleuchtet die Grenze zwischen Leben und Sterben. Das Publikum ist hin und weg

Hamburg. Mit dem Tod haben die Lebenden so ihre Probleme. Viele von uns aber auch mit dem, was Leben ausmacht, mit Materie, Stoff, Körper. Wer weiß schon zum Beispiel, dass die Leber 500 vitale Funktionen im Körper ausübt, das Herz aber nur sieben?

Die Zuschauer der Anatomie-Lektion "A Forensic Fairytale" wissen das nun. In dieser verbindet die Performance-Künstlerin Marijs Boulogne wissenschaftliches Sezieren mit einem Theater von morbidem Zauber. Auf dem Labortisch liegt eine Babypuppe. "Der Mutterkuchen müsste Vaterkuchen heißen", erläutert sie, "denn die Placenta ist der väterliche Anteil am Fötus." Behutsam, zärtlich entfaltet sie die aus Fasern, Seide und Wolle gestrickten, gehäkelten und genähten Organe, erforscht sie mit dem Endoskop auf der Suche nach der "Todesursache".

Echtes organisches Material dagegen verwendet die britische Performerin Zoe Laughlin. Ausgehend von den sechs Elementen, erklärt sie "The Wonder of Flesh and The Brillance of Blood": Das Belebte bestehe aus dem gleichen Material wie das Unbelebte.

Nur zwei, zugegeben drastische, doch auch plastische Demonstrationen im hochinteressanten Angebot des inszenierten Kongresses "Die Untoten. Life Sciences & Pulp Fiction" auf Kampnagel. Schon nachmittags schlendern viele Neugierige durch die Halle mit dem Parcours in Form hölzerner Filmkulissen. Mit Kopfhörer und Bedienung ausgestattet, zappen sie sich über das "Radio der Untoten" akustisch durch die Hörsäle Labor, Krankenhaus, Friedhof oder Cinema. Dicht drängen sich Zuhörer beim Vortrag des britischen Biogerontologen Aubrey de Grey. Alle wollen sich über "The End of Aging" informieren. Lieber dem Tod davonlaufen als ihm in die Augen sehen.

Kongress: Die Untoten Life Science & Pulp Fiction 14.5., 17.00 - 22.00, Kampnagel, Karten unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de