Die Hamburger Schriftstellerin Regula Venske über ihre Lieblingsplatte: Bob Dylans “Blonde on Blonde“

Der größte Musiker gleich nach Johann Sebastian Bach ist für mich Bob Dylan. Und der größte lebende Lyriker auch. Zielsicher trifft er mich da, wo es wehtut. Und wo der Schmerz trotzdem auszuhalten ist, sich bisweilen in Trost verwandelt. So viel Sehnsucht und Begehren: "I want you", so viel begnadete Zuversicht: "But it's not that way, I wasn't born to lose you".

"She makes love just like a woman", das galt mir mit 17 im Internat in Amerika, das Wochenende herbeisehnend und Einladungen "fakend", damit ich Ausgang bekam. "But she breaks just like a little girl", das gilt mir noch immer.

"Sad-eyed lady of the lowlands", zigmal - gehört? Nein, gewesen. Während die Visionen von Johanna mich wach hielten, bis nach Morgengrauen, ob ich nun meine Diss schrieb oder den Faust-Roman "Marthes Vision".

Ich bin nicht an Besitz interessiert. Begnügte mich jahrelang mit einem verstaubten Dual-Plattenspieler, bei dem der Lautsprecher im Deckel steckte und der Plattenteller mittels zweier Schrauben gelockert wurde. Alte Freunde belächeln mich, junge wissen nicht, wovon ich rede. Doch ich brauche kein Dolby Surround. Die Musik ist in mir. Wie auch der Text. "Mona Lisa musta had the highway blues you can tell by the way she smiles." Einfach genial.