Die neue Kultursenatorin Barbara Kisseler war beim “Kulturklub HH“ in der Fabrik. Sie sprach u.a. über ihre Zukunftsvision für Hamburg.

Hamburg. Beachtlich und erfreulich war nicht nur einiges von dem, was die neue Kultursenatorin Barbara Kisseler bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt sagte. Auch die souveräne Art und Weise, wie sie es mitteilte, sprach Bände über ihr Selbstverständnis und ihren Anspruch. Über ihr intellektuelles Format - eine Kategorie der kulturpolitischen Amtsausübung, die mit Erleichterung registriert wurde. Kisselers schönster Konter kam auf die Frage, was sie gegen uneinsichtige Senatskollegen unternehmen würde: "Mir reicht es, wenn der Bürgermeister mir folgt."

Für den "Kulturklub HH"-Abend in der Fabrik hatten sich 420 Interessierte und Betroffene angemeldet. Die Großbaustellen der städtischen Kulturszene sind bekannt, die Gegenmittel oft kostenpflichtig. Nach etwa sieben Wochen im Amt kann Kisseler da weder das Blaue vom Himmel versprechen noch jede bewährte Strippenzieher-Seilschaft kennen. Also konzentrierte sie sich auf Wertmaßstäbe und Denkanstöße, indem sie einige Dinge sagte, die hier gar nicht oft genug gesagt werden können: Man dürfe das Kulturleben nicht auf das Hochkulturelle reduzieren, das wäre zu einfach. Kultur- gegen Sozialausgaben zu rechnen, wäre unterirdisch unsinnig. Und den Begriff des Sichrechnens müsse man bei der Kultur uminterpretieren: "Das sind nicht nur Euro und Cents."

Signale oberhalb des Vagen sendete sie aber auch. Womöglich soll nun zielstrebiger über das Verhältnis von institutioneller zur Projektförderung nachgedacht werden. Wichtigste konkrete Aufgaben sind die Neupositionierung der Stiftung Historische Museen, das Wie und Wohin insbesondere beim Altonaer Museum, aber auch die Zukunftssicherung anderer Häuser, die eine "auskömmliche Grundfinanzierung" haben müssen.

Zum Gängeviertel sagte sie: "Es muss möglich sein, dass die Künstler sich mit ihren Konzepten weitgehend einbringen, aber nicht eins zu eins." Nachdem die Übernahme der Tarifsteigerungen am Schauspielhaus geregelt sei, wolle sie versuchen, das auch für Oper, Thalia und Kampnagel hinzubekommen. Das Filmfest könne "quantitative und qualitative Aufwertung" vertragen. Bei den Elbphilharmonie-Betriebskosten sei sie mit Olaf Scholz einig. Sie dürften nicht gegen andere Kulturausgaben gegengerechnet werden. Dem Prinzip Hoffnung verbunden, formulierte sie ihre Vision für Hamburg 2021: "Wir sind dann die zweite Kulturmetropole in der Republik. Da wird schon einiges dazugehören."