Das Tamburin wird knackig angeschlagen. Die Gitarre klingt ausreichend dreckig. Und dann diese Stimme. Dringlich und voller Herz. Raphael Saadiq wird zu Recht als einer der glanzvollsten Neuerer des Sixties-Sound gefeiert. Breits in "Heart Attack", dem ersten Song seiner neuen Platte "Stone Rollin'", dampft der Soul und stampft der Beat, als stünde der Hörer direkt in einem schwül brodelnden Klub der 60er-Jahre.

Der in Kalifornien geborene Saadiq hat sich als Produzent von internationalen Stars wie TLC, John Legend und Joss Stone einen Namen gemacht. Mit Letzterer sang er 2008 gemeinsam die Nummer "Just One Kiss", eine Ballade von zartem Schmelz in bester Motown-Tradition. Zu finden ist das Stück auf seinem dritten Album, "The Way I See It", das für einen Grammy als beste R&B-Platte nominiert war. Auch der Nachfolger "Stone Rollin'" besitzt Hitpotenzial. Das ist vor allem dem raueren Sound zu verdanken, der der Platte einen starken Live-Charakter verleiht und für große Geschlossenheit sorgt.

Der Eindruck, es mit einem Werk aus einem Guss zu tun zu haben, bedeutet jedoch keineswegs stilistische Langeweile. Saadiq beackert das musikalische Feld zwischen 50ern und frühen 70ern äußerst facettenreich. Der Song "Go To Hell" etwa birgt das Predigende des Gospels, "Radio" wiederum wartet mit schmissigem Rockabilly-Charme auf. Das Titelstück betont den Blues, während Saadiq in "Movin' Down The Line" die sanften Nuancen seiner Stimme auslotet. Fein und klug arrangiert er Gitarre, Orgel, Streicher und Bläser.

Auch lyrisch zeigt sich der 44-Jährige komplex. "Good Man", ein Duett mit Taura Stinson, ist die Klage eines Mannes, der zwei Jobs absolviert, um täglich für Essen zu sorgen, aber dennoch von seinem Partner betrogen wird. In dem Song "The Answer", der das Album beschließt, appelliert Saadiq daran, wie wichtig Mentoren im Leben sind. Er singt von der Dankbarkeit, dass ihm so viele Menschen den Weg wiesen.

Dass Saadiq im Vergleich zu anderen Vertretern des Soul-Revivals wie etwa Mayer Hawthorne fast eine Spur zu puristisch vorangeht, ist angesichts der berührenden Qualität seiner Lieder bestens zu verkraften.

Raphael Saadiq: "Stone Rollin'" (Sony Music)