Die Fleet Foxes haben den “Helplessness Blues“, er klingt ziemlich heiter

Der beste Song der amerikanischen Band Fleet Foxes heißt "Blue Ridge Mountains", und sein Text geht so: "Lie down with me, my dear / Lie down / Under stormy night / Tell nobody". Das ist sehr schön gedichtet. Der Song ist noch schöner. Beinah überirdisch schön, das gilt für alle Songs der Fleet Foxes. Auf Deutsch sind sie "flinke Füchse", aber von dieser Namensgebung lassen sich keine Rückschlüsse auf ihre Musik ziehen. Die Stücke der Band aus Seattle, Washington, sind langsam oder allenfalls im mittleren Tempo. Unlängst erschien ihr zweites und formidables Album "Helplessness Blues".

Selbst tüchtigste Textexegeten dürften in den neuen Songs, die aus den Sechzigern in unsere Gegenwart gebeamt scheinen und doch ganz frisch sind, keinen Hilflosigkeits-Blues finden. Die Fleet Foxes spielen harmoniebeseelten Folk, haben lange Haare auf den Kopf und kräftig was unterm Kinn. Wenn die Nächte stürmisch sind, will sich jeder mit ihnen niederlegen. Vielleicht nicht mit jedem Fleet Fox, mindestens aber mit Robin Pecknold, dem Mann mit dem seraphischen Gesang. Wer teilt nicht gerne das Bett mit einem Engel. Das kann man ruhig jedem sagen, weil es ohnehin jeder weiß.

Die Fleet Foxes sind mit ihrem Debüt sehr bekannt geworden, weil viele dem Retro-Charme der Melodiesüchtigen erlagen. Der Ruhm wird mit "Helplessness Blues" noch größer werden. Weil die fünf Musiker das, was sie tun, perfekt tun. Sie schmeißen die Sehnsuchtsmaschine an. Entzünden ein Lagerfeuer. Machen Hippie-Musik. Das Altmodische äußert sich im hemmungslosen Schönklang, der größtenteils heiter ist. Nur im zentralen Stück, dem epischen, zweigeteilten "The Shrine/An Argument", schmuggeln die sonnigen Amerikaner eine dissonante Bläserpassage auf ihr famoses Werk, das den Glauben an das Gute propagiert.

Der Glaube an das Gute, das ist das Vertrauen auf die Harmonie und die richtige Ausleuchtung der Dinge: "Why in the night sky are the lights on?", singt Pecknold in einem der Songs. Sie tragen märchenhafte Titel wie "Sim Sala Bim" und "Lorelai" und feiern den entrückten Chorgesang. Ein einziges Juchzen und Jubilieren. Man hat keine Angst mehr vorm Altwerden, wenn Verse wie der folgende überschwänglich gesungen werden: "So, guess I got old / I was like trash on the sidewalk".

Fleet Foxes: "Helplessness Blues" (Cooperative)