Der Horror-Western-Endzeit-Vampirfilm “Priest“ verliert sich in Filmzitaten und Effekten

Man hätte Verdacht schöpfen müssen: Ein Film, der die 90-Minuten-Schallgrenze nicht durchbricht und in dem weder der Protagonist noch sein Widersacher einen richtigen Namen tragen, bei dem stimmt etwas nicht.

Die Charaktere sind aber ohnehin nicht so wichtig in dem vom Verleih Sony ebenso vollmundig wie kryptisch als "postapokalyptischer Sci-Fi-Thriller" beworbenen 3-D-Streifen von Scott Stewart. Kein Wunder, kommt der Regisseur von "Priest" doch aus einem anderen Fach. Er tobte sich bislang bei seiner Special-Effects-Schmiede "The Orphanage" aus, "Priest" ist nach"Legion" erst der zweite Film, bei dem Stewart Regie führt.

Und folgerichtig sind an "Metropolis" und "Blade Runner" erinnernde, computergenerierte Städte und die in einem stilistischen Mischmasch aus "The Matrix" und James Bond-Filmen inszenierten Kampfszenen deutlich wichtiger als ausgefeilte Charaktere. Überhaupt zitiert man in jeder zweiten Szene irgendeinen anderen Film. Das geht so weit, dass der Zuschauer am Ende das Gefühl hat, "Priest" hätte nicht extra gedreht werden müssen, sondern nur neu zusammengeschnitten.

Zumal auch die Handlung schwer an mangelnder Originalität krankt. Worum es geht, das ist schnell erzählt: In einer nahezu vollständig zerstörten Welt haben die Menschen endlich den Krieg gegen die Rasse der Vampire gewonnen. Die verbliebenen Exemplare der augenlosen, schleimigen Blutsauger wurden von der alles beherrschenden Kirche in "Reservaten" kaserniert. Als aber Lucy (Lily Collins), die Nichte von Priest (Paul Bettany) entführt wird, bricht der Gotteskrieger zu einem Rachefeldzug gegen Nosferatu und seine Anverwandten auf. Sein ehemaliger Priesterkumpel Black Hat (Karl Urban) hat derweil nicht nur einen schwarzen Hut auf dem Kopf, er hegt auch schwarze Gedanken.

Hört sich nicht so wahnsinnig spannend an? Ist es auch nicht. Wenn Priest nicht gerade damit beschäftigt ist, Monster zu verprügeln, stiert er in die Gegend oder sondert vermeintlich bedeutungsschwangere Einzeiler ab. Die Sprüche seines Sidekicks Hicks (Cam Gigandet) sind sogar noch blut- und inhaltsleerer. Der Verlauf der wilden Jagd durch die Wüste ist erschreckend vorhersehbar, optisch lassen "Mad Max" und diverse Western grüßen. Wenigstens glitzern die Vampire nicht.

++--- Priest USA 2011, 88 Min., ab 16 J., R: Scott Stewart, D: Paul Bettany, Karl Urban, Cam Gigandet, in den Cinemaxx- und UCI-Kinos; www.priest-film.de