Die Galerie Robert Morat zeigt Fotografien von Adam Bartos und Jessica Backhaus

Flohmarkt auf Amerikanisch: Dachboden oder Garage ausmisten, den Plunder, von dem man sich trennen will, im Vorgarten oder neben der Auffahrt zur Straße ablegen und ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift "Garage Sale" oder "Yard Sale" aufhängen. Hoffen, dass Nachbarn davon was haben wollen, oder Passanten. Je nach Wert der Sachen selbige auch mal im Regen liegen lassen. Besser werden sie nicht davon, aber was macht das schon, wenn das falsche Art-déco-Blumenschmuckgebinde sowieso nur drei Dollar kosten soll und der garantiert unbenutzte Tennisschläger zwanzig, Hülle inklusive.

Der New Yorker Fotograf Adam Bartos hat sich eine Zeit lang fast manisch auf solchen Privatflohmärkten rumgetrieben. "Ich achte auf Dinge, die von der Aura des Übriggebliebenen umgeben sind, des Vergessenen, Überflüssigen oder Vernachlässigten. Und unordentliche Oberflächen ziehen mich an, Schreibtische zum Beispiel. Sie sind wie kleine Bühnen, auf denen bewusst oder unabsichtlich Material arrangiert wird." Zunächst nahm Bartos die Freiluftschaufenster mit einer unhandlichen Plattenkamera auf, bald ging er dazu über, sie mit einer einfachen 35-Millimeter-Spiegelreflexkamera zu fotografieren. Dabei entstanden Stillleben von heiterer Melancholie.

Alle diese Gegenstände sind in akuter Lebensgefahr; kauft sie keiner, wandern sie höchstwahrscheinlich auf den Müll. Bartos fasziniert das fiktiv Erzählerische an diesen Bildern - mit welchen vielleicht grotesk unvereinbar scheinenden Gegenständen umgeben Menschen sich, und was mag sie veranlassen, sich von ihnen zu trennen? Aber er wäre nur ein Knipser, wenn ihn das Formale nicht mindestens ebenso beschäftigen würde: Farbe, Form, Linien, Bildaufbau, Ausschnitt. Die ausnahmslos im Hochformat gestalteten "Yard Sale"-Bilder, die Robert Morat jetzt in seiner Galerie zeigt, sind in all der Ärmlichkeit und Zufallschoreografie ihres Sujets minutiös komponiert.

Im zweiten Galerieraum präsentiert Morat eine formal vergleichbar strenge Serie der Fotokünstlerin Jessica Backhaus. Ihre tief in die Abstraktion abtauchenden Bilder von Spiegelungen in Gewässern - überwiegend in Venedig aufgenommen, doch frei von jeder touristischen Anspielung - sind alle im Querformat. Je nach Uferbebauung erscheinen mal mehr, mal weniger Farben in der Reflexion, je nach Windstärke und entsprechendem Kräuselungsgrad der Wasseroberfläche sind die Lichtpartikel verwischt, verzerrt oder von der Natur so sanft geharkt wie ein Zengarten vom Besen des Mönchs. Einige neue, bisher noch nie gezeigte Backhaus-Bilder komplettieren die Schau.

Yard Sale / I Wanted To See The World Fr 13.5. 18.00 (Vernissage, Ausstellung bis 25.6.), Galerie Robert Morat (U Messberg), Kleine Reichenstraße 1, geöffnet Di-Fr 12.00-18.00, Sa 12.00-16.00 und nach Vereinbarung, T. 32 87 08 90