Eine Marathon-Lesung erinnert heute an die Bücherverbrennung. “Lese-Zeichen setzen gegen rechts!“ heißt das Motto der Veranstaltung in Hamburg.

Kaiser-Friedrich-Ufer. Es ist eine Lesung und zugleich eine beeindruckende Demonstration. Wenn sich Künstler, Schauspieler, Schriftsteller, Politiker, aber auch Studenten, Beamte, Pastoren oder Hausfrauen jedes Jahr Anfang Mai bei jedem Wetter am Kaiser-Friedrich-Ufer treffen, um den ganzen Tag über Texte zu lesen, geht es nicht nur um ein geschichtliches Ereignis, sondern auch um die Gegenwart.

"Lese-Zeichen setzen gegen rechts!" heißt das Motto dieser Gedenkveranstaltung, die heute zum elften Mal an die Bücherverbrennung erinnert, die am 15. Mai 1933 von den Nazis in Szene gesetzt wurde.

An diesem Tag war der SA-Studentensturm 6/67 am Kaiser-Friedrich-Ufer aufmarschiert, hatte dort Scheiterhaufen errichtet und darauf die Bücher missliebiger Autoren verbrannt. "Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen Volksgeist! Verschlinge, Flamme, auch die Schriften der Tucholsky und Ossietzky", brüllte einer der Studenten in SA-Uniform, während weitere Bücher ins Feuer geworfen wurden.

Heute werden am Gedenkplatz am Kaifu-Ufer Ossietzkys und Tucholskys Texte, aber auch "verbrannte" Gedichte, Erzählungen und Essays von anderen verfemten Autoren wie Sigmund Freud und Egon Erwin Kisch, Heinrich und Klaus Mann, Erich Kästner oder Franz Werfel in einer Marathon-Lesung zu hören sein. Einige der Teilnehmer haben sich seit Wochen darauf vorbereitet und Passagen herausgesucht, die ihnen besonders wichtig sind. Aber auch Kurzentschlossene können sich an dieser Aktion beteiligen, für sie liegen ausgewählte Lesetexte bereit. Viele Besucher kommen aber auch, um einfach zuzuhören - und damit ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.

Marathon-Lesung aus den verbrannten Büchern. Heute 11.00-19.00, Gedenkplatz der Bücherverbrennung am Isebek-Kanal, Kaiser-Friedrich-Ufer/ Ecke Heymannstraße (Metrobus 4)