The United Kingdom Ukulele Orchestra entdeckt beim Hamburger Kabarettfestival neue Facetten bekannter Songs

St.-Pauli-Theater. Musiker, die freiwillig zur Ukulele greifen, ernten oft erstaunte Blicke: Dieses possierliche kleine Saiteninstrument mag man einfach nicht ganz ernst nehmen. Bis man einmal erlebt hat, was in der immer wie zu heiß gewaschen wirkenden hawaiianischen Zwerggitarre so alles steckt.

Denn aus dem "hüpfenden Floh" - nichts anderes heißt Ukulele auf Deutsch - wird in den Händen von Profis ein vollwertiges Instrument mit beachtlichem komödiantischem Potenzial. In Deutschland war es Stefan Raab, der den handlichen Viersaiter einem größeren Publikum nahebrachte. Und auch in Großbritannien weiß man Möglichkeiten der Ukulele zu schätzen. Gleich zwei Orchester gibt es, die sich ganz dem sommerlich-entspannten Klang mit eingebautem Augenzwinkern verschrieben haben. Zum einen das Ukulele Orchestra of Great Britain und zum anderen The United Kingdom Ukulele Orchestra (TUKUO).

Die Verwechslungsgefahr ist nicht nur aufgrund der ähnlichen Namen groß: Beide Ensembles tun das, was man mit einer ansehnlichen Menge von Saiteninstrumenten, die jedes Stück nach einem Drink mit Schirmchen, nach Blumenketten und Exotik klingen lassen, am besten anstellen kann: Sie kombinieren bekannte Lieder mit einer guten Portion britischen Humors.

Heute und morgen sind die zwei Damen und sechs Herren des abgekürzt irgendwie finnisch klingenden TUKUO zu Gast in Hamburg. Das Oktett schreckt musikalisch vor nichts zurück: Punkrock, Pop und Klassik, die Titelmelodie von "Heidi" und der Säbeltanz von Aram Chatschaturjan, alles wird gnadenlos, aber auch liebevoll durch den Kakao gezogen. So wird aus dem martialischen "Radetzky-Marsch" ein gemütlicher Strandspaziergang, und "Heidis" Welt klingt auf einmal nicht mehr hochalpin, sondern maritim.

Als Parodist muss man sich seiner Sache sehr sicher sein, um keinen Schiffbruch zu erleiden. Schließlich ist kaum etwas peinlicher als eine Parodie, die schlechter als das Original ist. Die Briten werden den großen und kleinen Originalen immer gerecht. Wenn aus verschiedenen Popsongs ein dialogisches Medley entsteht, die Musiker Songs mit kleinen Anekdoten einleiten, wird man bestens unterhalten.

Denn man spürt bei allem Klamauk, dass die Musiker sich ihren musikalischen "Opfern" mit Respekt nähern. Tschaikowskys "Tanz der Zuckerfee" klingt in der Version für acht Ukulelen zwar ungewohnt, aber dennoch stimmig. Als ob der russische Komponist beim Schreiben des "Nussknackers" einen hüpfenden Floh im Ohr gehabt haben könnte.

The United Kingdom Ukulele Orchestra 9. und 10.5., 20.00, St.-Pauli-Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29-30, Karten ab 17,80, Reservierungen unter T. 47 11 06 66; www.ukulele-orchestra.co.uk