Neil Simons Komödie “Rose's Dilemma“ unterhält Kopf und Herz im English Theatre of Hamburg auf das Charmanteste

Hamburg. Ein Besuch im English Theatre of Hamburg ist immer eine kleine Zeitreise. Es muss an dieser wohlgeordneten Häuslichkeit, gepaart mit solidem britischem Darstellerhandwerk liegen, die wie aus dem Jahrhundert gefallen scheint. Selbst wenn das Stück in der Gegenwart des amerikanischen New Hampshire spielt.

Die Premiere von Neil Simons "Rose's Dilemma" in der Regie von Robert Rumpf glückte auch ganz ohne Nostalgie. Das Stück trumpft mit sprachlichem und geistigem Witz auf. Ein Fest für die Darsteller, die sich mit spürbarer Verve auf ihre Rollen werfen. Dies und ein derzeit so modisch durch alle Künste geisternder Untoter heben das jüngste, 2003 uraufgeführte Werk des vielfach preisdekorierten Broadway-Autors Neil Simon, auf absolutes Hit-Niveau.

Die wunderbare Victoria Lennox dominiert die Szene als Rose Steiner, Schriftstellerin und Exzentrikerin mit Schreibblockade und Geldproblemen ("Geld ist leicht zu bekommen, Literatur nicht"). Sexuell ist sie nach wie vor - auch wenn das "starke Konzentration" verlangt - sehr aktiv mit ihrem vor fünf Jahren verstorbenen Ehemann, Erfolgsautor Walsh McLaren (Stephen von Schreiber).

In seinem weißen Anzug wirkt der so gar nicht blutleer, und die Konversationen mit der bärbeißigen Ehefrau haben mehr Pfeffer als zu Lebzeiten. Der Zwiespalt, ob Rose nun wirklich mit Walsh spricht oder in den Fängen der eigenen Obsession gefangen ist, befeuert das Konversationsstück. Bis Walsh - oder ist es doch Rose selbst? - eine Veränderung initiiert. Ein junger, mittelmäßiger Autor aus dem Nachbarort soll das halb fertige letzte Walsh-McLaren-Werk vollenden. Gavin (Tom Rooke) schätzt Heineken-Bier, trägt sein Herz auf der Zunge und tappt gerne in alle Fallen der Respektlosigkeit, die sich ihm bieten.

Damit bringt er Roses Tochter Arlene (zuweilen arg hysterisch: Laura Murray), die nicht bei ihr aufwuchs, erst in Rage und dann um die Sinne. Mehrfach setzen ihn die Frauen vor die Tür und holen ihn doch immer wieder zurück. Die Komödie arbeitet nicht nur mit den üblichen Klipp-klapp-Sätzen. Sie fährt das äußere Geschehen zugunsten der Auseinandersetzungen zwischen den Figuren zurück. Die situative Komik erhält durch den Wechsel der Realitätsebenen eine zusätzliche Tiefendimension. Als Rose schließlich früher als gedacht selbst vor Angst schlotternd vor dem finalen "Tunnel" steht, ist das in seiner Menschlichkeit äußerst berührend. Selten hat man so befreit über in ihrer Verzweiflung unerhört lebensfrohe Tote gelacht.

Rose's Dilemma bis 2.7., The English Theatre of Hamburg, Lerchenfeld 14, Karten unter T. 227 70 89; www.englishtheatre.de