Ich sag mal: Wer die Mühe scheut, sich klar auszudrücken, bringt Kommunikation zum Einsturz

Wir leben im Zeitalter der Kommunikation, sagt man. Wir mailen, wir simsen, wir twittern, wir sind im World Wide Web unterwegs, und wenn man sich (gezwungenermaßen) mal anhört, was die Leute allüberall in ihre Mobiltelefone quasseln, dann erfährt man, dass auch Banalitäten als mitteilenswert gelten. Offenbar kommt es nicht darauf an, was kommuniziert wird - Hauptsache, es wird kommuniziert. Aber wenn man nicht mehr verstehen kann, was kommuniziert wird, dann versagt die Kommunikation.

Ein Beispiel dafür ist Stuttgart 21, das geben inzwischen Gegner und Befürworter dieses Großbauprojekts zu. Darüber ist so lange mit juristischen Formeln und im Planungskauderwelsch geredet worden, bis die "Wutbürger" nur noch Bahnhof verstanden haben - und den (alten) wollten sie behalten. Es musste eine neue Regierung her, bis es möglich wurde, die Bürger selber sagen zu lassen, was sie mehrheitlich wollen. Oder nehmen Sie den Flop des sogenannten Biokraftstoffs E10. Als Politik und Mineralölindustrie endlich damit begonnen haben, die (durchaus vorhandenen) Tatsachen über die befürchtete Schädlichkeit der, so "Bild", "Öko-Plörre" für Automotoren im Klartext zu kommunizieren, war die massenhysterische Verweigerung nicht mehr aufzuhalten. Wutbürger tanken keine Öko-Plörre. Wahrscheinlich ist es um den Sprit vom Acker ökologisch nicht schade. Der Vertrauensverlust, den E10 zur Folge hat, ist schlimmer. Denn nur wer sich richtig informiert fühlt, hat Vertrauen.

Manchmal hat man den Eindruck, wir sollen gar nicht alles verstehen, was kommuniziert wird. Haben Sie zum Beispiel gewusst, was "Target 2-Salden" sind? Ich auch nicht. Jetzt lese ich in der Zeitung, dies bedeute, dass die Bundesbank zusätzlich zu den bekannten Rettungspaketen Geld verliehen hat und dass sie 2006 im Saldo fünf Milliarden ausstehen hatte, heute aber mindestens 300 Milliarden.

Wenn das Geld von den Schuldnern (etwa Griechenland) nicht zurückkommt, dann bezahlen wir Steuerzahler für die "Target 2-Salden".

Funktionsträger aus Politik und Wirtschaft (aber nicht nur sie) haben ihre Fachsprachen, mit denen sie sich untereinander verständigen, die sie aber - garniert mit ein paar Leerformeln - auch dann verwenden, wenn sie dem Normalmenschen (oder gar dem "Wutbürger") etwas erklären sollen, zum Beispiel vor einer Fernsehkamera. Es macht, zugegeben, Mühe, das Fachchinesisch in schlichte, allgemein verständliche Sprache zu übersetzen. Wer sich diese Mühe nicht machen will, sollte wissen, dass er die Kommunikation einstürzen lässt und seine Glaubwürdigkeit verliert.