Musik heilt alle Wunden - das ist die etwas schlichte Botschaft dieser Tragikomödie von Regisseurin Nicole Weegmann.

Alexander Ludwig (Peter Lohmeyer) ist Schlagerstar, stilecht mit pinkfarbenem Hemd, violettem Jackett, weißer Hose und weißen Schuhen. Ein Mischung aus Jürgen Drews und Roy Black. Und weil Alexander so erfolgreich ist, kann er sich auch Arroganz leisten. Bei Plattenaufnahmen weist er einen improvisationsfreudigen Saxofonisten rüde in seine Schranken, eine pummelige Backgroundsängerin wird umgehend gefeuert: "Ich kann hören, wie sie aussieht!"

Doch Hochmut kommt vor dem Fall. Alexander erleidet einen Herzinfarkt, einhergehend mit massiven Gedächtnislücken. Die letzten zehn Jahre sind wie weggeblasen, das Reha-Zentrum, in dem der ehemalige Star wieder auf Vordermann gebracht werden soll, hält er für ein schlecht geführtes Hotel. Immerhin trifft er hier den Pianisten Heinrich (Paul Kuhn), der noch einmal eine Jazzcombo gründen will. Und tatsächlich: Da geht was. Schließlich hat die Klinik einen Musiktherapieraum, wie geschaffen für abendliche Jamsessions.

Musik heilt alle Wunden - das ist die etwas schlichte Botschaft dieser Tragikomödie von Regisseurin Nicole Weegmann. Alexanders Amnesie, klinisch wohl nicht korrekt dargestellt, ist dabei nur Katalysator für seine Wandlung zum besseren Menschen. Selig ist, der vergisst: Dass aus dem Schlager trällernden Mistkerl plötzlich ein aufmerksamer Vater und anspruchsvoller Liedermacher wird, ist verdammt langweilig. Als Diva in Pink hatte Alexander deutlich mehr boshaften Pep und satirischen Furor.

Und das Knäuel zwischen alter (und darum erinnerter) und neuer (und darum vergessener) Ehefrau löst Weegmann viel zu versöhnlich und undramatisch auf. Immerhin: Paul Kuhn, 83 Jahre alt, ist in seiner ersten Kinorolle eine echte Entdeckung.

Bewertung: annehmbar

Schenk mir dein Herz Deutschland 2010, 91 Min., ohne Altersbeschränkung, R: Nicole Weegmann, D: Peter Lohmeyer, Paul Kuhn, Mina Tander, Catrin Striebeck, Louis Klamroth, Katja Geist, Bernd Birkhahn, Joe Sydow, Hannes Hellmann, Bernd Begemann, täglich im Abaton; Infos im Internet unter www.wuestefilm.de