Blick in die Dichterwerkstatt: Aus vielen nachgelassenen Skizzenheften des Schriftstellers, Satirikers und Zeichners Robert Gernhardt, der 2006 starb, hat Kristina Maid-Zinke - einem letzten Willen des Künstlers folgend - die Notizen und Zeichnungen Gernhardts herausgefischt, in denen er sich mit seiner Traumlandschaft auseinandersetzt, der Toskana.

Schon 1972 kaufte er dort mit einigen Mitstreitern ein Haus und erlebte, wie die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen nach und von der Wirklichkeit zerstört wurde. Seine liebsten Feindbilder: deutsche Studienräte, Toskana-Schwärmer wie er, auf der Suche nach dem Ursprünglichen, jugendliche Krachmacher auf Moto-Cross-Maschinen, erwachsene Krachmacher mit Motorsägen, Lastwagen, die den nahen Steinbruch ansteuern. Die Idylle bröckelt über die Jahre, wird aber hartnäckig verteidigt.

Es sind kleine bis winzige Beobachtungen und Widersprüche, die er schmerzhaft ehrlich notiert. Kleine Geschichten, Momentaufnahmen, dazu mögliche Buchtitel, Projektskizzen, feinsinnige bis bösartige Betrachtungen über Katzen und Hunde und dazwischen immer wieder seine berühmten Verse: Der Frosch ist keine Nachtigall / das macht: Er quakt viel lauter / Doch meinen Frosch und Nachtigall / das Gleiche: Rasch! Ne Braut her!

"Toscana mia" ist ein sehr persönliches Lesebuch. So sieht man zu, wie es in Gernhardt arbeitet, von der flüchtigen Beobachtung über die Skizze bis zum brillanten Text. Großartig!

Robert Gernhardt: "Toscana mia". S. Fischer, 358 S., 22,95 Euro