David Garrett bewegt sich in der Laeiszhalle zwischen Klassik und Entertainment

Hamburg. David Garrett nimmt sie alle mit: Klassikexperten, Pop-Fans, Mütter und solche, die den hübschen Posterboy einfach mal aus nächster Nähe sehen wollen.

Dementsprechend vielfältig geht auch das - wie wahnsinnig - bejubelte Konzert in der Laeiszhalle über die goldverzierte Bühne, die nicht nur Ort der Musik, sondern auch der Unterhaltung ist: Der 30-Jährige erzählt Anekdoten von Pickeln auf der ins Publikum gerichteten Nasenseite und schrägen Fans seines Audi-A6-Turbo-Diesels.

Im ersten Teil der Show präsentiert der deutsch-amerikanische Violinist zusammen mit der über 50-köpfigen Russischen Nationalphilharmonie kurzweilige Klassikkompositionen von Tschaikowsky, Rachmaninow und Fritz Kreisler, auf dessen Werk der Fokus des Abends liegt. Besonders einfühlsam spielt Garrett die beiden Stücke "Liebesleid" und "Liebesfreud", zu denen er die Mine eines tief Berührten trägt - der Wiener Stargeiger Kreisler aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist Garretts großes Vorbild.

Der moderne Stargeiger Garrett nimmt sich in manchen Stücken auch zurück, damit das Orchester sein brausendes Können präsentiert. Wenn sich zu Tschaikowskys "Russischen Tanz" auf einmal Energie aus den Musikern herausbricht - die Bewegungen werden schneller, die Musik lauter -, wird deutlich, dass der sympathische Dirigent Vladimir Spivakov sein Orchester bis dahin vor allem bremsen musste, um Garrett ins rechte Licht zu rücken.

Auch im zweiten Teil, Beethovens Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61, spielt Garrett die erste Geige. Ein träumerisches Stück, dem Garrett mit seinem leidenschaftlichen, manchmal unorthodoxen Spiel seine eigene Handschrift hinzufügt, was selbst dem Rock-Journalisten zusagt.