Hässliches aus 88 Städten im Abreiseführer “Bloßweghier“

Hamburg. Wer sie nicht kennt, die komischen Reiseführer "Molwanien", "Phaic Tan" und "San Sombrero", der hat wirklich etwas im Leben verpasst. Sätze wie "Beste Reisezeit für Molwanien ist Ende Mai, nachdem die Mücken von Flugzeugen aus besprüht wurden - und bevor die Blutegel richtig aktiv werden", sind nur der Anfang eines rasend lustigen Abenteuertrips durch Länder, die es gar nicht gibt und die man doch sofort wiedererkennt. Etwa wenn es um missliche Essenserfahrungen im Ausland geht, um verwarzte Hotels, Unfälle, die sich nur auf dem Korruptionswege erledigen lassen, oder Hunderte weiterer Eindrücke, die man so lieber nicht erlebt hätte. Muss man ja auch nicht. Sie stehen alle in den Büchern.

Nicht ganz so lustig, aber dennoch sehr unterhaltsam ist Martin Nuschs "Abreiseführer" durch 88 deutsche Städte. "Bloßweghier" heißt das Buch, das die Sehens-Unwürdigkeiten aller deutschen Großstädte auflistet sowie Highlights, wie die jeweilige Regenmenge und die trostlosesten Berühmtheiten (Bonn bietet auf Platz zwei: Guido Westerwelle). Als gastronomische Empfehlung taucht in knapp einem Dutzend Städten ein Restaurant "Mykonos" auf. Die Gebäude, in denen sich die Lokale zwischen Hochhausklötzen oder an Schnellstraßen befinden, unterscheiden sich kaum in ihrer Hässlichkeit. In Aachen gibt's sogar "Sauerbraten mit Pommes und Apfelmus".

Für Berlin wird empfohlen, den Winter zu meiden. "Er dauert von November bis März." Sowie den nicht ganz feinen Dialekt. Über Recklinghausen lernt man: "Hape Kerkeling ist hier aufgewachsen. Und jetzt alle: Ich bin dann mal weg." Für Stuttgart gibt es einen kleinen Sprachführer. "Ich verstehe nicht gut Schwäbisch" wird mit "Waas henze xagt?" übersetzt.

Auch die mundartlichen Eigenheiten von Zwickau finden Eingang. Es liegt in "Saggsn". Isch glooub's nisch. Und über Hamburg lernen wir, dass auf der Reeperbahn zum Leidwesen der dort Arbeitenden alle nur gucken wollen, aber nichts kaufen, und dass das Schanzenviertel bei Provinzlern kulturell angesagt ist, weil es hier exotische Läden und gute Stimmung gibt. "Tatsächlich heißt das", so wird die Hamburgerin Fanny Müller zitiert, "dass es dreckig und laut ist und man an jeder Ecke Dope angeboten bekommt."

Ergänzt wird Martin Nuschs etwas anderer Reiseführer durch "zahlreiche scheußliche Fotos", die Plattenbausilos, zubetonierte Plätze, 70er-Jahre-Fußgängerzonen, Mehrzweckhallen, Schnellstraßen und Parkhäuser abbilden. Nix wie weg also.