Paul Kuhn und Peter Lohmeyer stellen ihren großartigen Filmschlager “Schenk mir dein Herz“ heute im Abaton vor

Abaton. Sie sind nicht gerade das klassische Traumpaar, aber sie harmonieren wunderbar, ja: Peter Lohmeyer und Paul Kuhn glänzen in "Schenk mir dein Herz" um die Wette. Beide verkörpern Musiker, die sich in einer Rehaklinik treffen. Kuhn spielt natürlich einen alten Pianisten, Lohmeyer den Schlagerstar Alexander Ludwig, der nach einem Herzinfarkt an Gedächtnisstörungen leidet. Heute stellen die Schauspieler den Film im Abaton vor.

Es ist gar nicht so einfach, sich mit Peter Lohmeyer über so etwas Nebensächliches wie Kino zu unterhalten, wenn sein Fußballverein gerade im Halbfinale der Champions League steht. Der Schauspieler, der das Ruhrgebiet noch immer hörbar auf der Zunge trägt, soll seine Kinder früher mit dem Fankurven-Schlachtruf "Steht auf, wenn ihr Schalker seid!" geweckt haben. Bevor wir über seine Rolle reden, stellt er klar: "Tabelle ist jetzt egal. Ich muss die Champions League gewinnen. Mehr will ich nicht."

In dem in Hamburg gedrehten Film will er immerhin noch sein Gedächtnis wiederfinden. Alexander Ludwig hatte seine erste Frau und den Sohn verlassen, als sich der Erfolg mit den Schlagern einstellte. Er heiratete danach eine Jüngere. Nach dem Herzinfarkt kann er sich an sein Vorleben kaum noch erinnern. Das führt zu mentalen und emotionalen Komplikationen. Durch das gemeinsame Jammen mit dem Pianisten kommt wieder Ruhe in sein Leben, sogar ein Comeback scheint möglich.

Die Tragikomödie mit dem eigenwilligen Charme war ursprünglich für eine TV-Ausstrahlung vorgesehen. Nachdem sie beim Filmfest Hamburg gut ankam, wo Wüste-Film den Produzentenpreis gewinnen konnte, bekommt sie jetzt einen Kinostart.

Und es gibt wirklich viel zu sehen in dem von Nicole Weegmann inszenierten Werk. Lohmeyer mag die Hauptrolle ausfüllen, die Überraschung ist der fragil, aber listig und heiter wirkende, 83 Jahre alte Paul Kuhn, dessen zerfurchtes Gesicht in Großaufnahme an den Grand Canyon denken lässt. Mit Schlagern, als Pianist und Bandleader war er jahrzehntelang Dauergast im bundesdeutschen Fernsehen. Für den Film komponierte er die Songs, die Bernd Begemann betextet hat. Nun spielt Kuhn seine späte erste "richtige" Rolle und darf zurecht Sätze sagen wie: "Am Ende starten wir noch mal durch, obwohl wir keine 80 mehr sind."

Die Ausstatter haben die Darsteller in abenteuerlich bunte Kostüme gesteckt und mit rattenscharfen Brillen bestückt. "Ich habe eine der Jacken mitgenommen", räumt Lohmeyer ein, "traue mich aber nicht, sie wieder anzuziehen." Mut zum Schlager hat er, auch wenn er in der Band Hotel Rex gelegentlich Johnny Cash und Artverwandtes singt. Kuhns Big-Band-Sound liegt ihm eigentlich nicht so. Vielleicht gerade wegen dieser Unterschiede haben sie sich bei den Dreharbeiten gut verstanden. "Meine Filmerfahrung hat Paul natürlich nicht, auch wenn er viele Spots mit Peter Frankenfeld gedreht hat. Aber wenn es um Musik ging, war er der König und ich der Hofnarr."

An diesen Musiksouverän hat der 49-Jährige ganz frühe Erinnerungen. "Ich kenne ihn noch aus seinem Gastauftritt in 'Schlager für Schlappohren' mit dem Hasen Cäsar." Die Kindersendung ist längst Geschichte, wie auch das Wunder von Bern. Im gleichnamigen Film spielte Lohmeyer zusammen mit seinem Sohn Louis. In "Schenk mir dein Herz" sind sie nun schon zum dritten Mal gemeinsam vor der Kamera, wieder als Vater und Sohn. Louis studiert mittlerweile in Amsterdam Politik. Sein Vater wurde als möglicher Nachfolger für Mehmet Kurtulus als Hamburger "Tatort"-Kommissar gehandelt. Aber er ist ja schon im Dienst. Als Kommissar Jan Fabel dreht er im Herbst einen neuen Krimi nach Büchern von Craig Russell.

Beim Filmfest saß Lohmeyer, der mit der Fernsehköchin Sarah Wiener verheiratet ist und in Ottensen lebt, im Saal und war überrascht. "So eine Reaktion habe ich lange nicht mehr erlebt. Hinter mir schluchzte es, ich schluckte auch, dann mussten wir wieder lachen." Dreimal musste das Team nach dem Schluss vor die Leinwand treten. "Ich habe mich für Paul gefreut", erinnert er sich. "Das war nicht nur eine Reminiszenz an einen Künstler, der nicht mehr so im Rampenlicht steht. Da passte einfach alles." Ein hohes Lob, aber er setzt noch einen drauf. "Diesen Moment würde ich auch nicht gegen das Spiel Inter Mailand gegen Schalke eintauschen." Wer Lohmeyers blau-weiße Weltsicht kennt, weiß: Mehr geht nicht.

Schenk mir dein Herz heute, 20.00, Abaton (MetroBus 4 + 5), Allende-Platz 3, Karten 7,50/6,50; www.abaton.de (Kinostart: 5.5.)