Magnus Öström, früher Schlagzeuger von e.s.t., gastiert heute mit seiner neuen Band

Kampnagel. Vom tiefen Dunkel zurück ans Licht: Das ist eine der Botschaften des ungewöhnlichen Covers von Magnus Öströms kürzlich veröffentlichtem ersten Soloalbum "Thread of Life" (ACT). Auf schwarzem Grund zeigt es den nicht mehr so ganz jugendlichen Trommler mit entblößtem Oberkörper, ein großes Becken unterm rechten Arm. "Die Fotosession hat nicht so angefangen. Aber als der Fotograf mich gefragt hat, ob ich das T-Shirt ausziehen würde, habe ich nicht gezögert. Irgendwie hat es mit den alten Codes des Jazz zu tun, in denen der Boxsport eine wichtige Rolle spielte, auch mit meiner proletarischen Herkunft. Und das Bild zeigt Verletzbarkeit", sagt Öström.

Aus Kummer über den völlig überraschenden Tod des Pianisten Esbjörn Svensson, mit dem er seit Kindertagen befreundet und im Trio e.s.t. zu Weltruhm gelangt war, hatte Öström seine Instrumente ein halbes Jahr lang nicht angerührt. Erst Anfang 2009 fühlte er sich imstande, an eine Rückkehr ins Leben als aktiver Musiker zu denken. Da und dort spielte Magnus Öström wieder auf seinem Schlagzeug, und im Sommer 2010 schließlich lud er drei Kollegen in sein Heimstudio in Stockholm ein, um einige Stücke zu proben, die er in der Zwischenzeit geschrieben hatte. "Bei e.s.t. hat Esbjörn alles geschrieben, da hatte ich kein Forum für meine Stücke. Dabei komponiere ich ziemlich gern", erzählt Magnus Öström.

Die im Quartett aufgenommenen Stücke strahlen eine eigentümliche Mischung aus Melancholie und purer Lebensfreude aus. Fans von e.s.t., die Öströms unglaublich komplexes, dabei stets fließendes und begeisternd musikalisches Schlagzeugspiel seit der zwangsläufigen Auflösung des Trios vermisst haben, werden es sofort wiedererkennen - und sich womöglich doch die Ohren reiben. Denn aus den Lautsprechern dringt so etwas wie psychedelischer Art Rock: gitarrenbetont, und gesungen wird auch. "Ich habe Gesang immer toll gefunden. Was meinen eigenen betrifft, allerdings mehr im arabischen Stil", sagt Öström. "Der Klang ist mir da wichtiger als die Melodie."

Zwei der Musiker aus Öströms Band, die heute im Vorgriff aufs nächste Überjazz-Festival auf Kampnagel auftritt, waren im vergangenen Jahr mit der schwedischen Sängerin Jeanette Lindström in Hamburg: Andreas Hourdakis (Gitarre) und Thobias Gabrielson (Bass). Die Gruppe wird komplettiert durch den Keyboarder Gustav Karlov.

Es wird wohl noch eine ganze Weile schwierig bleiben, Magnus Öström zu hören, ohne an Esbjörn Svensson zu denken. Der Geist des toten Freundes ist denn auch auf der neuen Platte ganz unmittelbar präsent. Die "Ballad for E" entstand im Trio mit dem Dritten im e.s.t.-Bunde, dem Bassisten Dan Berglund, und Pat Metheny. Eine Live-Begegnung dieses Trios ist am 2. Juli auf der JazzBaltica zu erleben, die unter dem Motto "piano, piano" ganz im Zeichen Esbjörn Svenssons steht.

Magnus Öström's Thread of Life, heute, 20.00 Kampnagel kmh (U Borgweg, Bus 172/173) Jarrestraße 20, Tickets zu 22,- (Ak. 25,-) unter T. 27 09 49 49