Max Urlacher verfasst mit seinem Roman “Rückenwind“ eine Liebesgeschichte der besonderen Art

Schon die alten Griechen erklärten Freundschaft zum elementarsten Gefühl des Menschen. So behauptete der Philosoph Aristoteles einmal: "Ein Freund ist eine einzige Seele, die in zwei Körpern wohnt." Für Schauspieler und Buchautor Max Urlacher bedeutet sie vor allem ein Gefühl von Sicherheit. In seinem Debütroman "Rückenwind. Eine Liebesgeschichte", zeigt der 39-Jährige, dass Freundschaft die subtilste Art von Liebe sein kann.

Sommer 1978, weit vor der Wendezeit in Berlin: Der schüchterne Anton überlegt fieberhaft, wie er Tobias, den mutigen Nachbarsjungen, für sich gewinnen kann. Mit zwei Nutellaschrippen und der Unterstützung seines Opas Fitz kann er dessen Herz auf Anhieb erobern. Eine mitreißende Geschichte über eine lebenslange Freundschaft, die großen und kleinen Tragödien des Lebens und wie eine große Liebe beginnt. Da wird solidarisch an Opa Fitz' Sammelsurium von Geruchskonserven seiner Verflossenen geschnuppert, oder gemeinsam Goethes "Faust" geprobt. Beim Urlaub auf Korfu muss die Unschuld dran glauben, und nach dem Abitur will man gleich die ganze Welt erobern: der homosexuelle Tobias als Profifußballer und Anton mit Freundin Emilie als minderbegabter Akteur auf der Bühne. So müssen Antons Großeltern schon mal mit der einen oder anderen Lebensweisheit zur Seite stehen. Ob Opa Fitz, der mit Tobias Pralinés im Schwulenclub verzehrt, oder Oma Fitz, die sich nach 30 Jahren noch einmal ins kleine Schwarze wirft, um mit Anton in der Cocktailtanzbar eine heiße Sohle aufs Parkett zu legen. Als die Palästinenserin Samar in Antons Leben tritt, scheint das Glück perfekt, aber der Rückenwind ist nur von kurzer Dauer . . . Doch echte Freundschaft hält ja bekanntlich ewig.

"Rückenwind" erweist sich als eine vielschichtige Liebesgeschichte, die widerspiegelt, wie intensiv sich Max Urlacher für sein Schriftstellerdebüt mit der Figurendisposition auseinandersetzte: So spiegelt sich das Beziehungsgeflecht um das zentrale Heldentrio in der recht unorthodoxen Ehe von Antons sympathisch skurrilen Großeltern. Ihm gefalle die Vorstellung, sagt Urlacher, "dass die Großelterngeneration unkonventioneller sein kann, als man gemeinhin annimmt, auch unkonventioneller als die Elterngeneration, die häufig nur vorgibt, offen und neugierig zu sein". Die Idee, ein eigenes Buch zu schreiben, hegte der Schauspieler schon seit einiger Zeit. Daher zeigte sich die Entwicklung der einzelnen Charaktere bereits vor der Publikation des Romans in kleinen Kurzgeschichten. "Wie bei einer Improvisation auf der Bühne, wo man den Anfang und das Ende kennt, aber nicht weiß, wie man dahin gelangt und einfach 'drauflos spielt', haben sich diese Figuren dann verselbstständigt und zueinandergefunden", sagt Urlacher.

Obgleich sich der Autor bei der Figurenfindung maßgeblich von den Charaktereigenschaften seiner Freunde inspirieren ließ, findet er sich selbst an vielen Stellen in dem bunten Figurenarsenal wieder: Wirft man etwa einen Blick auf die Verrücktheiten des Schauspielerdaseins à la Anton oder auf Tobias' Ehrgeiz, als Sportler zu reüssieren. "Jetzt beim Wiederlesen ärgere ich mich ab und an über die Dusseligkeit mancher Figur, dann fällt mir wieder ein, tja, so bescheuert, hysterisch oder verletzt hätte ich wohl auch reagiert."

Mit "Rückenwind" kreiert Max Urlacher ein authentisches Porträt des Lebens, das an vielen Stellen zum Mitfühlen, Lachen und Weinen anregt.

Max Urlacher , Rückenwind, 333 S., Knaur, 8,95 Euro. Lesung Di 1.6., 20.00 Uhr, Villa Verde, (U Emilienstraße) Eimsbütteler Chaussee 37, Eintritt 5,-; T. 88 12 80 27, www.villa-ver.de