Juroren müssen sich live im Fernsehen einigen - und Peymann bleibt beleidigt

Berlin. Mit Preisverleihungen geht am Pfingstwochenende das 47. Berliner Theatertreffen zu Ende. Zum Abschluss des zweiwöchigen Festivals wird an diesem Sonnabend der 3sat-Preis für eine herausragende künstlerische Leistung an eine der zehn gezeigten Inszenierungen vergeben. Auf den Gewinner müssen sich in einem live im Fernsehen (3sat ab 21.45 Uhr) übertragenen "Preiskampf" Theaterexperten in einer einstündigen Diskussion einigen.

Die "Preisrichter" sind der Schauspieler Burghart Klaußner ("Das weiße Band"), die Autorin Juli Zeh sowie die Kritiker Tobi Müller und Christopher Schmidt. Nur wenn Einigkeit erzielt wird, wird die Auszeichnung verliehen. Der 3sat-Preis ist mit 10 000 Euro dotiert. Am Pfingstmontag gibt der alleinige Juror Bruno Ganz seine Wahl für den mit 5000 Euro dotierten Alfred-Kerr- Darstellerpreis bekannt. Ausgezeichnet wird eine Nachwuchsschauspielerin oder ein Nachwuchsschauspieler aus einer der Theatertreffen-Inszenierungen.

Das Theatertreffen deutschsprachiger Bühnen zeigte erstmals in seiner 47-jährigen Geschichte fast ausschließlich Inszenierungen zeitgenössischer Stücke. Intendant Claus Peymann sagt es jedem, der es hören wollte oder nicht: Auch in diesem Jahr habe sich die aus sieben Kritikern bestehende Jury schwer blamiert mit ihrer Auswahl der von den Statuten geforderten "zehn bemerkenswertesten Theaterproduktionen aus dem deutschsprachigen Raum". Ja, sie habe sich geradezu selbst abgeschafft mit ihren lächerlichen Voten.

Sein Zorn ist erklärbar: Auch diesmal blieb Peymanns Berliner Ensemble unberücksichtigt. Und noch immer gilt für diese Leistungsschau der Inszenierungskunst: Eine Einladung, so subjektiv sie auch zustande kommen mag, gleicht einem marktwertsteigernden Ritterschlag.

Zum Abschluss steht noch Nicolas Stemanns Inszenierung von Elfriede Jelineks Wirtschaftskomödie "Die Kontrakte des Kaufmanns" (Koproduktion Thalia-Theater Hamburg/Schauspiel Köln) auf dem Programm. Der Autor Roland Schimmelpfennig bringt sein Globalisierungsdrama "Der goldene Drache" (Burgtheater Wien) selbst auf die Bühne.

Am Eröffnungswochenende war die Schauspielerin Margit Bendokat mit dem Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung ausgezeichnet worden. Zur Halbzeit erhielt die Schauspielerin Jutta Lampe den Joana-Maria-Gorvin-Preis.