Der schwedischen Jazz-Sängerin Jeanette Lindström gelang mit ihrer Band ein leise triumphales Hamburg-Debüt im Birdland.

Birdland. Das Hamburg-Debüt der schwedischen Sängerin Jeanette Lindström im Jazzclub Birdland, in dem man sich immer ein bisschen vorkommt wie im Innern von Opas Hausbar im Nussbaumschrank, geriet zum Triumph einer Künstlerin, der umso nachdrücklicher war, als sie sich kein bisschen beim Publikum anbiederte. Erst in der Zugabe gab sie dem Jazz-Affen Zucker und warf aus dem Bauchladen der Gesangstechniken großzügig all das unters Volk, was sie zuvor in klugem Geiz verborgen gehalten hatte: den Silbensalat des Scat, wilde Intervallsprünge, Avantgarde-Kapriolen.

Herzstück des Programms waren noch mal entschleunigte und hinsichtlich der Menge der gespielten Töne extrem reduzierte Versionen der Songs ihres neuen Albums "Attitude & Orbit Control". Lindströms vierköpfige Band hypnotisierte das Publikum vom ersten Stück an mit einem verträumten, gleichwohl intensiven Zeitlupen-Sound. Von der E-Gitarre kamen wie im Gegenlicht glitzernde Spinnweb-Atmosphären, der Schlagzeuger betätigte sich als Trommelflüsterer. Der Bassist spielte seine weichen Linien und Töne überwiegend auf abgedeckten Saiten und erzielte damit einen Sound, der zugleich verklemmt und sinnlich wirkte: mönchischer Funk.

Die Unaufgeregtheit der Band passt vortrefflich zu Lindströms Stimme, die warm klingt, nah und ungekünstelt. Ihr glaubt man jede Geste, jeden Ton. Wie ihr das gelingt? Ganz einfach: Jeanette Lindström ist auf der Bühne mit sich selbst vollkommen identisch.